Full text: Die Eisenindustrie in Südrußland

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Sawelieff. 
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Die unmittelbare Wirkung der Bauernbefreiung auf die Eisen 
produktion Rußlands trug zunächst einen negativen Charakter. Eine 
massenhafte Elucht der befreiten Leibeigenen von den Eisenwerken 
begann 1 . Die Leute wollten die Orte ihrer dauernden Knechtung 
sofort verlassen. Und obwohl die Löhne vielfach gestiegen waren, 
wurde ein großer Mangel an Arbeitshänden in allen Eisenwerken 
verspürt. Schon im nächsten Jahre nahm die Produktion rasch 
ab. Sie betrug in 1000 Pud: 
.Jahr 
Ural 
Gesamt- 
itußland 
Jahr 
Ural 
Gesamt- 
Bußland 
1860 
14513 
20468 
1865 
12329 
18221 
1861 
14226 
19 268 
1866 
12580 
18568 
1862 
10226 
15268 
1867 
12399 
17 553 
1863 
11921 
17027 
1868 
? 
19 807 
1864 
12533 
18301 
1869 
13402 
20104 
Die Roheiseuproduktion konnte also erst nach zehnjähriger Frist 
die alte Höhe wieder erreichen. Aus der Tabelle ist klar ersichtlich, 
daß der größte Teil der Verminderung gerade auf das Uralgebiet 
entfallen ist. Seitdem fängt sie an, rasch vorwärts zu gehen. Die 
Beschaffenheit der freien Arbeitskräfte war die wichtigste Vor 
bedingung der weiteren kapitalistischen Entwicklung der russischen 
Eisenindustrie. 
Damit aber die Eisenindustrie Rußlands neue Bahnen eiu 
schlagen konnte, mußten nicht nur die Arbeitskräfte befreit, sondern 
es mußte auch die ganze wirtschaftliche Struktur Rußlands verändert 
werden. Insbesondere kommen hier zwei Voraussetzungen in Be 
tracht: die Entwicklung des Kommunikationswesens und der Kredit 
verhältnisse. 
Im Jahre 1836 wurde in Rußland die erste Eisenbahnlinie er 
baut (St. Petersburg—'Zarskoje Sselo) 1 2 , 1842 kam die zweite Linie 
in Betrieb (St. Petersburg—Moskau) 3 . Seitdem begann ein regel 
mäßiger Eisenbahnbau. Die technisch rückständische heimische In 
dustrie konnte aber diesen neuen Bedarf gewiß nicht decken. 
Zuerst konnten die W erke diese Aufgabe schon darum nicht 
erfüllen, weil sie nicht die nötigen Einrichtungen für eine derartige 
Produktion hatten und wegen der herrschenden Betriebsweise nicht 
hersteilen konnten. So war die Eisenbahnlinie St. Petersburg—Zarskoje 
Sselo aus ausländischen Materialien erbaut. Die Eisenbahnlinie 
St. Petersburg—Moskau sollte dem Zarenbefehl nach ausschließlich 
aus russischem Material erbaut werden, ein Plan, der aber ein voll 
1 p u gain-Baranowski, a. a. 0 , S. 300. 
2 Brandt, a. a. 0. fe,. 15. 
2 Brandt, a. a. 0. S., 16.
	        
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