Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

92 
von 1819 hatte viele Fabriken vernichtet, die später, von 
1822 an, sich wieder allmählich beleben konnten; das Geld 
hatte einen trägen Umsatz; das Getreide fiel stark 
im Preise; die Abgabenzahlung war schwach; die Regierungs 
behörden fanden beim Publikum wenig Vertrauen, teils 
wegen der Ungenauigkeit in den Zahlungen, teils wegen der 
Strenge der gegen Privatleute ergriffenen Maßregeln, beson 
ders im Finanzministerium.« 1 ) 
II. Kapitel. 
G. Kankrins Wirken. 
Jn der ersten Hälfte des XIX. Jh. war es in Rußland 
meistens so, daß die Leitung der Staatsgeschäfte sich in 
den Händen einer ganzen Klasse erblicher Karrieristen 
befand, was auch noch heute nicht ohne weiteres verneint 
werden kann. Das Recht zu jeder wichtigeren Stellung 
wurde ausschließlich durch Beziehungen und Blutsverwandt 
schaft erworben. Sicherte eine Stellung stetige und hohe 
Einnahmen zu, so gab man dieselbe ganz bestimmt nahen 
Verwandten zur Besserung ihrer materiellen Verhältnisse, 
oder Sprößlingen irgendwelcher einflußreichen, aber ruinierten 
Familien. Begünstigung ohne jegliche Kontrolle, das war 
das charakteristische Merkmal des damaligen bureaukratischen 
Regierungssystems in Rußland. 2 ) 
Und deshalb war man in bureaukratischen Kreisen 
sehr erstaunt, als nun nach dem Sturze Gurjews am 
22. April 1823 Kankrin ans Ruder des Finanzministeriums kam. 
Die erste Sorge Kankrins nach seinem Amtsantritt war 
die Säuberung und Ordnung des Ministeriums, in dem bis 
her Chaos und Mißwirtschaft geherrscht hatte. In dieser 
Hinsicht hat Kankrin alle seine Tatkraft entfaltet, so daß er 
B Übers. 66/7.'— 2 ) Vgl. BI. [. 132.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.