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dustrie und des Handels, die nur Mittel der Staatspolitik
waren, richtig gekennzeichnet.
Was die Bankprozente betrifft, so hat Kankrin sie am
1. Januar 1830 von 6% auf 5% herabgesetzt. Daneben
wurden auch Darlehen gegen Verpfändung besiedelten Land
besitzes mit Tilgungsprozenten eingeführt. 1 )
Am wenigsten hat Kankrin für die Hebung des Acker
baues etwas direkt getan. Doch wie auf dem Gebiete der
Industrie und des Handels hat er auch hier durch eine
Fachzeitung zu wirken gesucht. Außerdem wurde die noch
jetzt existierende landwirtschaftliche Schule zu Gorki ge
gründet, sowie Lugan’sche Musterfarme.
Dem Forstwesen wollte Kankrin besonders durch die
Neuerrichtung des Forstinstitutes helfen.
Überhaupt gilt es das große Verdienst Kankrins um
die Gründung verschiedenartiger, namentlich technischer
Schulen hier besonders hervorzuheben.
Es bleibt uns noch übrig, eine und letzte Seite der
Kankrinschen Tätigkeit auf dem finanzwirtschaftlichen Ge
biete zu besprechen, nämlich seine berühmte Geldreform.
Wir haben schon oben erwähnt, daß Kankrin gleich
nach seinem Amtsantritt die Maßnahme getroffen hat,
das von Gurjew eingeführte System, wonach die Assignaten
in eine verzinsliche Schuld umgewandelt wurden, abzu
schaffen und die Neuausgabe der Assignaten einzustellen.
Die Assignaten-Masse blieb fortan konstant, und ihr Kurs
besserte sich von 372 52 /ioo Kop. Ass. im Jahre 1823 bis auf
354 90 /ioo Kop. Ass. im Jahre 1837 für einen Silberrubel. 2 )
Das beseitigte aber das Übel nicht. Es fehlte im Verkehr
an einer festen Münzeinheit. Zwar galt offiziell als solche
der Assignatenrubel. Das Manifest vom 9. April 1812 hatte
geradezu bestimmt, daß alle Abgabenzahlungen, von wenigen
unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, fortan in Assignaten
erfolgen sollen. 3 ) Dadurch wurde eine Münzeinheit zum
l ) Übers. 63. — 2 ) Krz. Übers. 111. — 3 ) BI. I. 104.