Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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dustrie und des Handels, die nur Mittel der Staatspolitik 
waren, richtig gekennzeichnet. 
Was die Bankprozente betrifft, so hat Kankrin sie am 
1. Januar 1830 von 6% auf 5% herabgesetzt. Daneben 
wurden auch Darlehen gegen Verpfändung besiedelten Land 
besitzes mit Tilgungsprozenten eingeführt. 1 ) 
Am wenigsten hat Kankrin für die Hebung des Acker 
baues etwas direkt getan. Doch wie auf dem Gebiete der 
Industrie und des Handels hat er auch hier durch eine 
Fachzeitung zu wirken gesucht. Außerdem wurde die noch 
jetzt existierende landwirtschaftliche Schule zu Gorki ge 
gründet, sowie Lugan’sche Musterfarme. 
Dem Forstwesen wollte Kankrin besonders durch die 
Neuerrichtung des Forstinstitutes helfen. 
Überhaupt gilt es das große Verdienst Kankrins um 
die Gründung verschiedenartiger, namentlich technischer 
Schulen hier besonders hervorzuheben. 
Es bleibt uns noch übrig, eine und letzte Seite der 
Kankrinschen Tätigkeit auf dem finanzwirtschaftlichen Ge 
biete zu besprechen, nämlich seine berühmte Geldreform. 
Wir haben schon oben erwähnt, daß Kankrin gleich 
nach seinem Amtsantritt die Maßnahme getroffen hat, 
das von Gurjew eingeführte System, wonach die Assignaten 
in eine verzinsliche Schuld umgewandelt wurden, abzu 
schaffen und die Neuausgabe der Assignaten einzustellen. 
Die Assignaten-Masse blieb fortan konstant, und ihr Kurs 
besserte sich von 372 52 /ioo Kop. Ass. im Jahre 1823 bis auf 
354 90 /ioo Kop. Ass. im Jahre 1837 für einen Silberrubel. 2 ) 
Das beseitigte aber das Übel nicht. Es fehlte im Verkehr 
an einer festen Münzeinheit. Zwar galt offiziell als solche 
der Assignatenrubel. Das Manifest vom 9. April 1812 hatte 
geradezu bestimmt, daß alle Abgabenzahlungen, von wenigen 
unbedeutenden Ausnahmen abgesehen, fortan in Assignaten 
erfolgen sollen. 3 ) Dadurch wurde eine Münzeinheit zum 
l ) Übers. 63. — 2 ) Krz. Übers. 111. — 3 ) BI. I. 104.
	        
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