Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

Maßstab erhoben, welche beständig in ihrem Werte schwankte. 
Es entwickelten sich verschiedenartige Kurse der Assignaten: 
Abgaben-, Zollabgaben-, Börsen- und Volkskurse, die nicht 
nur nach der Zeit, sondern auch nach dem Orte sehr ver 
schieden waren und beständig wechselten. So zahlte man 
z. B. im Jahre 1837 für einen Silberrubel nach dem Börsen 
kurs in Petersburg 354, in Pskow 362 und in N.-Nowgorod 
356 Kop. Ass. Nach dem Volkskurs zahlte man in dem 
selben Jahre für Silberrubel in Moskau 420, in Wjatka 400, 
in Pskow 380 und in Petersburg 375 Kop. Ass. 1 ) Daraus 
ist schon zu ersehen, wie launisch diese Kurse waren. 2 ) 
Am meisten litt darunter selbstverständlich der gemeine 
Mann. Die Regierung verhielt sich dieser Agiotage gegen 
über ganz passiv, ja sie hat sogar, trotz der nachdrücklichsten 
Gegenvorstellungen seitens Kankrins, im Jahre 1826 dieses 
Agiotreiben legalisiert. 3 ) 
Man bedurfte zur Beseitigung des Übelstandes einer 
gründlichen Reform. Kankrin fühlte sich jedoch nicht stark 
genug, gleich am Anfang diese Reform durchzuführen, denn 
dazu war eine gute Vorbereitung nötig. So sehen wir ihn 
denn zuerst sich mit der Ordnung der Finanzen, mit der 
Hebung der Volkswirtschaft beschäftigen. Diese Arbeit 
nahm ihn volle 20 Jahre in Anspruch. 
Unterdessen begann das Volk sich selbst zu helfen. 
Allmählich sammelten sich nämlich im Verkehr große 
Mengen fremder Münzen, deren das Volk sich gerne be 
diente. Diese Erscheinung ist wohl dem Mangel an einer 
festen Münzeinheit zuzuschreiben, nicht aber dem Mangel 
an Geld überhaupt, weil es Assignaten genug gab. 
Der Zufluß fremder Münzen kam auch der Regierung 
durchaus zustatten, denn sie konnte bei der künftigen Geld 
reform sehr guten Gebrauch davon machen. Ein anderer 
günstiger Umstand für die künftige Geldreform war auch 
der, daß die Menge der ausgebeuteten edlen Metalle immer 
0 Semtk. 73/4. - 2 ) Vgl. Dr. Schm 115-138. - 3 ) Übers. 60.
	        
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