Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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nirgends in seinen Werken, obwohl er A. Smith von allen 
Nationalökonomen am häufigsten erwähnt. Doch lässt sich 
auch schon daraus mit ziemlicher Sicherheit die Stellung 
Kankrins zu A. Smith bestimmen. 
Überall, wo Kankrin auf den englischen National 
ökonomen zu sprechen kommt (etwa an 8 Stellen), verhält 
er sich ihm gegenüber immer kritisch und nicht ohne Ab 
neigung. An einer Stelle seiner Tagebücher 1 ) spricht er 
von A. Smith’s »einseitig englischen Theorien« und an 
einer anderen, im »Weltreichtum«, hält er A. Smith vor, dass 
seine »allgemein sein sollenden Grundsätze« zu sehr »nach 
der Individualität von England« schmeckten. 2 ) Ohne Zweifel 
gilt A. Smith auch der Vorwurf, den er, wenn auch ohne 
einen Namen ausdrücklich zu nennen, im Vorworte zum 
»Weltreichtum« macht, wo er unter anderm sagt: »der an 
dere baut sich ein System nach den Modifikationen seines 
Landes, das sich im Nachbarstaate als inkonsequent be 
weist«. 8 ) ln demselben Vorwort, und zwar an der Stelle, 
an welcher Kankrin kritische Bemerkungen über den Stand 
der damaligen nationalökonomischen Wissenschaft, also 
derjenigen um die Zeit vor 1821, macht, betont er mit 
Nachdruck, dass in der Literatur »ein häufiger Widerspruch 
der Erfahrung gegen die Grundsätze des Buchs« zu ver 
zeichnen sei, besonders in den letzten Jahrzehnten« 8 ), dass 
heisst gerade um die Zeit, als schon A. Smith’s Stern hell 
am Himmel auch schon in Deutschland, ja sogar in Russ 
land zu leuchten begann. 
Alle Einwände und Ausfälle Kankrins gegenüber 
Smith beziehen sich übrigens lediglich auf nebensächlichere 
Punkte, wie er ihm überhaupt nie ernst entgegen getreten 
ist. Doch zeigt sich seine Abneigung gegenüber der 
Smith’schen Lehre klar und deutlich. Sie ist leicht erklärlich. 
War es doch A. Smith, der die merkantilistische Lehre von 
der Handelsbilanz aufs schärfste bekämpfte und das Ideal 
i) Rtgb. I. 58. - 2) Weltr. 10. - 3 ) Weltr. VI.
	        
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