Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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des Freihandels aufstellte, während Kankrin im Gegenteil, 
wie wir im folgenden Kapitel sehen werden, der Anhänger 
der Handelsbilanz und ein Gegner des Freihandels ist. 
Und in diesem Sinne ist W. Roscher nicht ganz im Un 
recht, wenn er die Schriften Kankrins als »eine Reaktion 
gegen die Lehre Smith’s« betrachtet. 1 ) 
Trotz seiner negativen Stellung den Physiokraten und 
A. Smith gegenüber, ist jedoch G. Kankrin selber, wie wir 
noch sehen werden, nicht ganz frei von deren Einfluss 
geblieben. 
II. Kapitel. 
Kankrins eigener Standpunkt. 
Nachdem wir gesehen haben, welche Stellung Kankrin 
zu den nationalökonomischen Systemen einnimmt, fragen 
wir uns wohl, welches denn sein eigener Standpunkt ist. 
Zur Beantwortung dieser Frage werden wir nicht umhin 
können, zuerst seine eigene Äusserung darüber zu zitieren. 
Schon am Anfang seiner Betrachtung über national 
ökonomische Systeme hatte Kankrin folgende Bemerkung 
gemacht: »Nach den von uns entwickelten Ideen fallen die bis 
herigen Systeme: Agrikultursystem, Kommerzialsystem usw. 
grösstenteils in eins zusammen, oder vielmehr in ein Nichts, 
w eil man den wahren Grund der Sache gemeiniglich, immer 
aber ihren Zusammenhang verkannt hat.« 2 ) Daß er etwas 
w eiter, am Ende derselben Betrachtung, sogar die geschicht 
liche Tatsache der Existenz der Merkantil- und Agrikultur- 
syteme verneinen will, 2 ) ist ein bedenkliches Zeichen für die 
Folgerichtigkeit der Darlegungen unseres Autors, zumal er 
vorher eben diese Systeme behandelt hat. Was aber den 
*) Rosch. 815. — 2 ) Weltr. 107. — 3 ) Weltr. 113.
	        
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