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') Weltr. 111. — 2 ) wahrscheinlich von den Physiokraten, be
ziehungsweise von A. Smith beeinflußt. — 3 ) Ök. 43.
Sinn der hier zitierten Stelle anbelangt, wonach beide von
Kankrin genannten Systeme, nämlich Agrikultur- und Mer
kantilsystem, bei ihm »in eins zusammenfallen« sollen, so
wird es wohl der sein, daß seine Lehre eine Art Synthese
der beiden Systeme darstellen sollte.
Vom Kankrinschen Standpunkte aus, vorausgesetzt,
daß die von ihm angedeutete physiokratische Lehre nur den
Ackerbau anerkennt und Industrie nebst Handel ausschließt
und diese Lehre mit der wirklichen übereinstimmt, könnte
man ja annehmen, daß in seiner Lehre eine Synthese der
physiokratischen und merkantilistischen Doktrin auch einiger
maßen stattfindet, indem nun bei Kankrin dem Ackerbau
neben Industrie und Handel eine gebührende Stelle ange
wiesen ist. Allein man muß nicht vergessen, daß selbst
nach Kankrinscher Darstellung auch im Merkantilsystem der
Ackerbau nicht ausgeschlossen ist. Und gegen die Stellung
der Merkantilisten zum Ackerbau hat Kankrin, wie wir schon
im vorhergehenden Kapitel gesehen haben, nichts einzuwen
den gehabt, ja er hat die Merkantilisten sogar wegen des Vor
wurfes, sie hätten »den Ackerbau hintangesetzt«, in Schutz
genommen. 1 ) Auch seine eigene Stellung zum Ackerbau,
wenn er den letzteren 2 ) auch »die Basis der Gesellschaft«
nennt und von den ländlichen Beschäftigungen viel Löb
liches zu sagen weiß, 3 ) ist in volkswirtschaftspolitischer Hin
sicht, wie wir das noch in einem folgenden Kapitel sehen
werden, eine ganz und gar merkantilistische.
Von einer Synthese also in diesem Sinne kann bei
Kankrin gar nicht die Rede sein. Was sonst noch den
Anlaß zu dieser Annahme bei unserem Autor geben könnte,
sind nur einzelne Spuren, die die physiokratische Lehre bei
ihm hinterlassen hat und die wirklich nicht zu leugnen sind.
So steht z. B. Kankrin insoweit in einer nicht zu fernen
Verwandtschaft mit der physiokratischen Lehre, als er auf