Full text: "Wohin weiter"

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Die angeführten Ziffern sind zu gering; man schätzt unsere 
Saisonauswanderung nach Deutschland auf 450.000 Leute, nach an 
deren Ländern auf 30.000, zusammen auf 480.000 Menschen. Wenn 
man berücksichtigt, daß im Jahre 1904 allein 100.000 Leute im 
Auslande Brot gesucht haben, so ist die Not in acht Jahren fünfmal 
größer geworden. Eine traurige Statistik. In manchen Bezirken Gali 
ziens geht die Bevölkerungsziffer zurück, eine unglaubwürdige Tat 
sache. 
* Nicht besser ist 6s in den Städten. Die Steuerabgaben für Wohn 
häuser im ganzen Reiche haben eine enorme Höhe erreicht. Von der 
58390 
Bruttoeinnahme entfallen zirka die Hälfte für Steuerabgaben in Wien, 
Brünn, Prag, Krakau, Lemberg, Graz, Triest u. s. w. 
Die Kapitalverzinsung muß somit von der Hälfte des Einkommens 
gedeckt werden oder mit anderen Worten, jedes zweite Haus wird 
konfisziert. Wie können dann die Wohnungen billiger werden? Es muß 
dadurch die Baulust schwinden, den bedürftigen Handwerkern an 
Arbeit mangeln und Not und Erbitterung sich einschleichen. 
Wie anders verhält es sich z. B. Ln Deutschland. In Stuttgart 
entfallen' nur 10% von der Bruttoeinnahme für Steuerbelastung, in 
Berlin 1 % vom Taxwerte, ähnlich in anderen großen Städten, man 
kann aber dort billig das Baumaterial auf dem Wasserwege von 
weitem zuführen und auf diese Art auch billiger bauen. 
Die Teuerung rnuß deswegen bei uns um sich greifen, da jedem 
Verkäufer und jedem Handwerkei? nach Bezahlung der Miete oft
	        
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