Contents: Einführung in die Kriegswirtschaftslehre

8 — 
Tabelle VI. 
Einfluß des Krieges auf die Ausnützung der Güter 
Aus- 
Zustand 
Produktion 100 Stück 
nützung 
Klasse A 
Klasse B 
Krieg 
Konsumiert 
Frieden 
20 
80 
bß 
unkonsumiert verbleibt 
"O 
c 
0 
+-* 
C/) 
Konsumiert 
o 
> 
Krieg 
15 
60 
25 
unkonsumiert verbleibt 
0 
Konsumiert 
Frieden 
10 
40 
— 
unkonsumiert verbleibt 
CD 
50 
-a 
Konsumiert 
c 
Krieg, den 
Friedens- 
5 
20 
25 
(/) 
konsum 
verringernd 
unkonsumiert verbleibt 
O 
> 
n 
50 
3 
Konsumiert 
Krieg, den 
Friedens- 
12 
48 
25 
konsum 
erhöhend 
unkonsumiert verbleibt 
15 
2. Einzelne Momente. 
Wir haben im vorigen Unterabschnitt ge 
sehen, daß grundsätzliche Organisationsverschie 
denheiten verschiedene Wirkungen des Krieges 
bedingen können. Wir werden nun sehen, daß 
auch andere Momente die Wirkungen des Krieges 
sehr verschieden erscheinen lassen können. 
Von größter Bedeutung kann zuweilen das 
Wehrsystem sein. Während zum Beispiel in Eng 
land die Einberufungen vor allem jene Menschen 
absorbieren, die in den verschiedenen Erwerbs 
zweigen weniger benötigt werden, treffen sie zum 
Beispiel in Deutschland wichtige und unwichtige 
Arbeitskräfte in gleicher Weise. In England kann 
der Fabrikant seinen Arbeiter, der sich anwerben 
lassen will, durch Erhöhung des Lohnes zurück 
zuhalten versuchen; anders in Deutschland. Die 
Produktion kann daher in England weit eher 
während eines Krieges ungestört fortgesetzt wer 
den, als in Deutschland oder in einem anderen 
Lande der allgemeinen Wehrpflicht. 
In ähnlicher Weise macht es einen wesent 
lichen Unterschied aus, ob der Krieg von einem 
Industrie-,' oder von einem Agrarstaat geführt 
wird. In Serbien zum Beispiel konnte ich während 
des Krieges nur relativ geringe Veränderungen 
der landwirtschaftlichen Produktion beobachten. 
Da die kräftigen Männer und Bur-schen einberufen 
waren, mußten Kinder, Frauen und Greise an die 
Stelle der Einberufenen treten. Das war relativ 
leicht möglich, weil diese Familienmitglieder auch 
sonst gewöhnt waren, sich am landwirtschaftlichen 
Betrieb zu beteiligen. Die komplizierten Geld- und 
Kreditverhältnisse des Industriestaates fehlten in 
Serbien, daher auch die Verwirrungen, welche sie 
im Kriege erleiden können. Ganz anders würde 
zum Beispiel ein Krieg auf das kleine Belgien 
wirken, welches ein hochentwickelter Industrie 
staat ist. Die Einberufungen und die sonstigen 
durch den Krieg bedingten Vorkehrungen würden 
eine tiefgreifende Erschütterung hervorrufen. Die 
einberufenen Arbeiter können schwer ersetzt wer 
den. Dazu kommt noch, daß die Verwirrungen, 
welche in Geld- und Kreditwesen auftreten 
würden, schwere Lähmungen erzeugen dürften, 
denen man nur mit besonderen Mahnahmen wirk 
sam zu begegnen vermöchte. 
Aber es genügt nicht, zwischen Industrie- 
und Agrarstaat zu unterscheiden. Man muß auch 
zum Beispiel Gebiete, die von kleinen und mitt 
leren Bauern bewohnt werden, von jenen trennen, 
in denen der Großgrundbesitz vorherrscht. In 
Serbien und Bulgarien, die reine Bauernstaaten 
sind, hiriterläßt zum Beispiel jeder Mann, der 
einberufen ist, auf einem kleinen Stück 
Land einige Familienmitglieder, die mit dem 
Boden eng verwachsen sind; anders im Gebiete 
des Großgrundbesitzes, wie wir ihn zum Beispiel 
in Galizien und Rumänien antreffen. Es fehlt nach 
der Einberufung leicht an Arbeitskräften, da die 
Familienmitglieder zu der bisherigen Arbeit nur 
schwer heranzuziehen sind. Vor allem würden sie 
aber nicht derart ihre Kräfte anstrengen, um fremden 
Boden zu bearbeiten, wie die Familienmitglieder 
der Serben und Bulgaren, um den eigenen 
Boden zu bestellen. Es dürfte zum Beispiel ein 
Gebiet, wie Galizien, unter der Einberufung mehr 
leiden als Serbien, obgleich in Galizien infolge der 
relativen Uebervölkerung ein Teil des Ausfalles 
ausgeglichen werden dürfte. Auch darf man nicht 
übersehen, daß Serbien eine viel intensivere Mo 
bilisierung durchführte, als sie voraussichtlich 
Oesterreich-Ungarn in einem Kriege nötig haben 
würde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.