Full text: Der Safranhandel im Mittelalter

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der Wiener Faktor der Ravensburger Gesellschaft einen 
Boten senden, um sich bei den Marktbesuchern nach den 
Ernteaussichten zu erkundigen. 
Auch das Donautal oberhalb Wiens gehört zu den von 
den Ravensburgern vor der Safranernte beobachteten Ge 
bieten. Ein von Wien aus nach Passau gesandter Bote soll 
von dort aus seine auf der Reise gemachten Beobachtungen 
nach Nürnberg berichten. 
Diese lokalen Nachrichten werden ergänzt durch einige 
Zeugnisse, die den Safrananbau als eine für Niederöster 
reich bekannte, ja das Land sogar kennzeichnende Tatsache 
hinstellen. Die Anordnungen über eine allgemeine Besitz- 
fatierung aus Anlaß einer Türkensteuer 1529 und 1539 
zählen ihn zu den steuerpflichtigen Landesprodukten. 1542 
setzt ein Steuertarif für ein Pfund Safran eine Steuer von 
12 Pfg. fest '). Der Lobspruch des Schulmeisters Wolfgang 
Schmeltzl auf die Stadt Wien 1548 enthält folgende Zeilen: 
„Der pest Saffran in aller weit 
wechst neben traid wein auff dem veldt 
In gemain jaren ein Überfluß“ = ). 
Getreide, Holz und Safran dünken ihm die wichtigsten 
und kostbarsten Produkte aus Wiens Umgebung. 
Auch Handels- und Verkehrsbestimmungen tragen 
dem Produkt Rechnung. Auf einen Nahverkehr von Landes 
erzeugnissen weisen die Bestimmungen der Wassermaut von 
Stadlau im Marchfeld um 1450: „Item von Safran, was ains 
tregt zwei Pfening, ist sein V-i Pfund schwer, so 1 Pfg., ist 
sein minder, so nichts“ 5 ). Die Frohnwageordnung von St. 
Pölten 1456 hebt allein Safran aus der Reihe der Pfenbert 
heraus' 1 ), und auch bei den Zollsatzungen von Korneuburg 
fällt der Zoll auf Safran zwischen Vermerken über den Zoll 
auf Landeserzeugnisse auf l> ). 1 2 3 4 5 
1) M. I. Ö. G. 6. Erg. bd. 1901. 
2) Hormayr VII. Urk. 223. 
3) Hormayr V. Urk. 167. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien. 
Rechte und Freiheiten Nr. 145. 
4) Blätter des Vereins für Landeskunde 1876 S. 308. 
5) Blätter des Vereins für Landeskunde 1881 S. 410
	        
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