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das Seltenheitsmoment in seiner ganzen Bedeutung erkannt und dar
gelegt hat.
Im allgemeinen bedürfen die Gaben der Natur einer mehr oder
minder umfangreichen Umarbeitung durch den Menschen, um gebrauchs
fertig zu werden. „Die menschliche Arbeitskraft ist aber etwas, was
ebenfalls nur in durchaus beschränkter Menge vorhanden ist und des
halb im Preis der fertigen Ware zum Ausdruck kommt“; so müßte
es folgerichtig nach dem bisher entwickelten Gedankengange heißen;
aber wir sehen diesen Satz, so logisch und naheüegend er zur Er
klärung der Bedeutung der Arbeit als Produktionsfaktor ist, bei Mill
vergebens. In zwei langen Abschnitten setzt er uns auseinander, wie
weit der Begriff „Arbeit“ gefaßt werden müsse und wie eng, aber den
Grund, weswegen die menschliche Arbeit wertbildend ist, übersieht er.
Es ist erst Bodbertus gewesen 1 ), der den Gedanken der Beschränkt
heit einiger Naturkräfte, dem Mill zuerst Ausdruck gab, auf die
Arbeit übertragen hat. Wir können uns daher eine Kritik an dieser
Stelle sparen. «
Im Gegensatz zu Adam Smith, der unter produktiver Arbeit nur
diejenige verstand, die sich in einem bestimmten Gegenstand ver
körperte 2 ), faßt Mill diesen Begriff sehr weit. Nicht nur alle die
Arbeiten, die unmittelbar und mittelbar zur Produktion beitragen,
gelten als produktiv, sondern auch alles, was nur irgendwie zur Förde
rung der materiellen Kultur beiträgt 8 ). Der Staat, so wenig sich Mill
auch aus ihm macht 4 ), ist als ein zur Aufrechterhaltung der Sicher
heit und Ordnung notwendiges Übel anzusehen, und mit ihm das ganze
Heer der Beamten, Offiziere, Soldaten usw. Wir haben schon bei der
Kritik des Adam Smith darauf hingewiesen, und können uns hier
daher kurz dahin fassen, daß auch die gesamte geistige und künstle
rische Arbeit von Mill als durchaus wertbildend angesehen wird. Nur
wenige wirklich unproduktive Arbeiten gibt es, alle diejenigen, die mit
*) Rodbertus, Zur Erkenntnis unserer staatswirtschaftlichen Zustände I, Neu
brandenburg 1842, S. 6.
Kozak, Rodbertus-Jagetzows sozialökonomische Ansichten, Jena 1882, S. 32.
2 ) Smith, a. a. 0., II, 78.
s ) Wörtlich lautet die Stelle (I, 57): „Produktive Arbeit bedeutet Arbeit
weiche Vermögen hervorbringt“. Der Verfasser glaubte sie mit den im Text an,
gegebenen Worten interpretieren zu können.
4 ) I, 58 „ was allerdings ein Dienst ist, aber weiter tun sie (Armee
und Flotte) auch nichts im Interesse des Landes. Gleicher Art ist auch die Arbeit
des Gesetzgebers und aller anderen Angestellten der Regierung.“