Zweites Kapitel.
Der von Schön verwaltete Kan-eounterstütznngs-
foirds 1824—1835.
I. Theodor von Schön und sein Programm in Ostpreußen.
Schön tras in Ostpreußen verfahrene Verhältnisse an, die, von langer
Hand vorbereitet, sich durch den Krieg und die andauernde Ungunst der
wirtschaftlichen Lage unerträglich gestaltet hatten. Hier war ein eiserner
Besen nötig, und Schön war ganz der Mann dazu, ihn zu handhaben.
Sein Vorgehen muß in gleicher Weise aus dem Zustand des Landes wie
aus seinem eigenen Wesen begriffen werden.
Das Prozeßverfahren über Schöns Aussagen und seine Persönlichkeit,
das im Widerspiel von Anklage und Verteidigung schon manche Instanzen
durchlaufen hat, wird so bald nicht abgeschlossen sein. Haben er selbst und
seine Anhänger ihn auf ein zu hohes Postament gestellt und damit der
Kritik preisgegeben, so ist auch gar manches zu Unrecht verkleinernde Wort
gefallen. Seine vielfach herausfordernde Natur bereitet einem vorurteils
losen Verständnis besondere Schwierigkeiten.
Friedrich Wilhelm III. charakterisierte Theodor von Schön mit den
Worten: „Exaltiert, Poet, aber doch ein ehrlicher Mensch"*). Das Poeten-
tum scheint ein Streitpunkt zwischen dem Herrscher und seinem Ober
präsidenten gewesen zu sein. Wenigstens berichtet Schön seinerseits vom
^önig: „Friedrich Wilhelm III. sagte mit einem gewissen Stolze von sich,
er sei ein Prosaiker. Ja! noch mehr: Jede nur durchblickende Idee, Jede
Regung der Phantasie oder des Geistes suchte er bei sich zu unterdrücken^)."
„Poet" war für den nüchternen König jeder, der mit idealen Forderungen
an das politische Leben herantrat, und auch Gneisenaus hochfliegeude Ent-
’) Herre S. 316.
2 ) Allgemeine Aufsätze Schöns. Hannover Nr. 62.