Ignatiusbohnen
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Indigo
gegen Lungentuberkulose verordnet. Wegen der
Unterschiebung minderwertiger Ersatzmittel ist
Vorsicht beim Ankauf geboten.
Ignatiusbohnen (lat. Fabae St. Ignatii, frz.
Pöves de Saint-Ignace, engl. St. Ignatius beans),
die Samen eines auf den Philippinen wachsen
den Baumes Strychnos Ignatii oder Ignatia
amara, welcher dem Krähenaugenbaum (s. d.)
nahe verwandt ist und mit diesem die Bitterkeit
seiner Teile und die besondere Giftigkeit der
Samenkörner teilt, enthalten Strychnin und Bru
zin, und zwar in größerer Menge als die Krähen-
augeh. Die Bohnen, die ihren Namen daher
erhalten haben, daß sie zuerst von den Jesuiten
medizinisch angewandt wurden, sind sehr ver
schieden gestaltet, i—2 cm lang, meist stumpf
dreikantig, eiförmig, an den Seiten teils konkav,
teils konvex, fein gerunzelt oder glatt und stellen
weise bräunlich behaart. Die Farbe ist ver
schieden, grau oder bräunlich, die Substanz
hornartig. Die geruchlosen, aber äußerst bitter
und ekelhaft schmeckenden Samen dienen zur
Bereitung von Strychnin.
Ilovit, ein zum Reinigen von Bierleitungs
röhren angepriesenes Präparat, besteht aus ge
wöhnlichem rohen Ätznatron.
Imogensulfit ist der Handelsname für ein Ge
misch photographischer Entwickler mit der er
forderlichen Menge Natriumsulfit.
Indamine, Farbstoffe der Chinoniminreihe von
der allgemeinen Formel NH .C 6 H 4 N X 6 H4.NH 2 ,
entstehen, wenn Paradiamine oder Paraamidophe-
nole bei Anwesenheit von Monaminen oder Pheno
len in saurer Lösung oxydiert werden, während in
alkalischer Lösung die verwandten Indophenole
gebildet werden. Die L, deren einfachster Ver
treter das Phenylenblau (aus Anilin und Para-
Phenylendiamin) ist, bilden grüne bis blaue
Salze und sind durch große Sodabeständigkeit
ausgezeichnet, werden aber von Säuren leicht
zerstört und finden daher als Beizenfarbstoffe für
Baumwolle nur beschränkte Anwendung.
Indanthren, ein blauer Anthrazenfarbstoff,
wird durch Schmelzen von Betaamidoanthra-
chinon mit Kali bei 200—300 0 hergestellt, als
ein blaues, in Wasser und Alkalien unlösliches,
aber in alkalischer Hydrosulfitlösung lösliches
Pulver und dient zum Färben von Baumwolle.
Indigo (lat. Indicum, frz. und engl. Indigo),
der wichtigste und echteste blaue Farbstoff, ist
schon seit dem frühesten Altertum in Ostindien
bekannt und bereits zur Zeit der alten Römer
•uach Europa gebracht worden, wo er vielfach
als ein Mineral, indischer Stein, angesehen
Wurde. Tatsächlich ist er ein Erzeugnis des
Pflanzenreichs und findet sich als ein Glykosid
den Blättern verschiedener Papilionazeen,
'de Indigofera tinctoria, I. pseudotinc-
f oria, I. a.nil, I. disperma, I. argentea und
h emargfnata. Einige weitere Pflanzen, aus
denen früher ebenfalls geringe Mengen I. ge
wonnen wurden, wie der auch in Deutschland
“©gebaute Waid, ferner der Färberknöterich
(Polygonum tinctorium und chinense) u. a. kom
men technisch nicht mehr in Betracht. Die In-
digopflapze wird in Süd- und Mittelamerika, in
Ägypten, Arabien und am Senegal, vor allem
aber in Ostindien in großem Maßstabe angebaut
u -ud nach der Ernte gleich an Ort und Stelle
weiter verarbeitet. Der Farbstoff ist in den
Blättern nicht fertig gebildet, sondern in Form
eines Glykosides, Indikan, vorhanden, aus dem
er durch eine Gärung in Freiheit gesetzt wer
den muß. Zu dem Zwecke pa.ckt man die Pflan
zen in große Bottiche oder Zisternen, beschwert
sie mit Steinen und setzt sie völlig unter Wasser,
worauf unter Entwicklung von Kohlensäure, Me
than und anderen Gasen die Zersetzung vor sich
geht. Die klar abgezogene, goldgelbe bis gelb
grünliche Flüssigkeit wird nun durch Räder oder
Schaufeln kräftig geschlagen, bis die Berührung
mit der Luft das farblose Jndikan in Indigo
blau umgewandelt hat. Der zu Boden gesunkene
blaue Schlamm wird nach dem Ablassen der
Flüssigkeit mit kaltem und heißem Wasser ge
waschen, darauf in Zeugbeuteln oder Filter
pressen teilweise entwässert und schließlich, in
Würfel zerschnitten, im Schatten getrocknet. Aus
800 kg Pflanzen erhält man 1 kg Indigo mit
50—60 °/o Indigotin, Die Handelsware bildet
geruch- und geschmacklose Stücke von tiefblauer
Farbe, die beim Reiben einen kupferroten, me
tallglänzenden Strich zeigen und sich in Wasser
ohne Hinterlassung eines erdigen Bodensatzes
völlig zerteilen. Guter I. soll nicht mehr als 7°/o
Feuchtigkeit und 7—9% Mineralstoffe enthalten,
auf Wasser schwimmen und beim Erhitzen unter
Entwicklung purpurroter Dämpfe sublimieren.
Er ist unlöslich in Wasser. Alkohol, Äther, fetten
Ölen, verdünnten Säuren und Alkalien, wird aber
durch Chlor entfärbt, durch verdünnte Salpeter
säure in Isatin, durch konzentrierte in Pikrinsäure
übergeführt und von konzentrierter Schwefel
säure, Eisessig und Anilin gelöst. Der natür
liche I. ist ein Gemisch mehrerer Verbindungen,
von denen das zu 20—80 °/o, im Mittel 40—50%,
vorhandene Indigotin (Indigoblau) den
eigentlichen Farbstoff bildet. Daneben finden
sich: das durch Äther und Alkohol extrahierbare
Indigrot, das in Alkalien lösliche Indigbraun
und der in Wasser, Alkohol, Säuren und Alka
lien lösliche Indigleim. Der I. unterliegt zahl
reichen Verfälschungen mit Stärke, Holzmehl,
Berlinerblau usf., die nach den üblichen Me
thoden nachgewiesen werden. Das sicherste Mittel
zur Wertbestimmung ist die Ermittlung des Ge
haltes an Indigotin. — Das Färben mit I. er
folgt in der Weise, daß man den Farbstoff
mit Hilfe reduzierender Mittel, wie Eisenvitriol
und Ätzkalk, Zihkstaub und Kalkmilch oder mit
schwefligsauren Salzen in das alkalilösliche In-
digweiß überführt, und in die erhaltene Lösung,
die sog. Küpe (Vitriol-, Zink-, Sulfitküpe), die zu
färbenden Stoffe eintaucht. Durch fäulnisfähige
organische Zusätze, wie Urin, Kleie, Waid her
gestellte Lösungen von Indigweiß nennt man
Gärungsküpe (Urinküpe). Nach etwa zweistün
digem Aufenthalte in einer der genannten Lö
sungen, und zwar Wolle in der Gärungsküpe, die
anderen Gewebe auch in den übrigen Küpen,
wird der Stoff herausgenommen und der Luft
ausgesetzt, wobei er sich unter Bildung des fest
auf der Faser haftenden Indigotins erst grün,
dann blau färbt. Mit Indigo behandelte Stoffe
erkennt man daran, daß sie von Chlor und
Salpetersäure entfärbt werden, gegen Alkali aber
unempfindlich sind. Von den übrigen Methoden
der Indigofärberei ist vor allem die Anwendung