Ingweröl
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Ipekakuanhawurzel
Nur die letzteren ästigen Seitenknoüen werden
gesammelt. Es sind abgeplattet-rundliche, mehr
oder minder gebogene, meist durch Abschnürun
gen in Glieder geteilte Stücke. Je nach der Art
der Gewinnung unterscheidet man den sog.
weißen oder schwarzen I. Der erstere stellt
die gewaschene, geschälte und an der Luft oder
Sonne getrocknete Ware von gelblichweißer
Farbe und faserig-mehligem Bruch dar. Bei dem
letzteren wird die Wurzel erst gebrüht, wodurch
die Stärke verkleistert, hornartig wird, und eine
dunklere Farbe entsteht. Der I. enthält neben
reichlichen Mengen (45 °/o) charakteristisch ge
formter Stärkekörner ein scharf schmeckendes
Harz und ein aromatisches ätherisches Öl, welche
den Gewürzwert bedingen. Von den zahlreichen
Handelssorten hat der Bengalische I., der die
Eigenschaft des weißen und des schwarzen I. ver
einigt und nur auf den Seiten geschält ist, die
größte Bedeutung. Der Köchin-, Zeylon- und
Malabar-I. bildet kleinere, rundliche, bis 5 cm
lange, geschälte und oft gekalkte Stücke, wäh
rend der chinesische großstückig, dicht, hart
und ungeschält ist und daher runzelig, graubraun
und auf dem Bruche glänzend und bleigrau er
scheint. Der afrikanische I. von Sierra Leone
besteht aus ungeschälten oder halbgeschälten,
nieist aber gekalkten und gebleichten Stücken,
und der sehr beliebte, stets geschälte Jamaika-I.
verdankt seine helle Färbung meist einem Kalk
überzug oder einer intensiven Bleichung mit
Chlor oder Natriumsulfit, die zwar Insekten ab-
halten soll, aber jedenfalls die Güte der Ware
verringert. Die anderen Sorten aus Barbados
und Brasilien haben nur geringe Bedeutung. Der
I. wird in ganzem Zustande Häufig durch Extrak-
Hon, in Pulverform durch mineralische Beschwe-
tüngsmittel verfälscht. Als Höchstgehalt an Mi-
ueralstoffen hat 8°/o, an Sand 3 °/o zu gelten. Die
Menge des Wasserextraktes beträgt t2°/o. Der
Ingwer findet vielfache Anwendung als Gewürz
w ie zur Herstellung von Likören und Extrakten
und wird auch, in frischem Zustande in Seewasser
Seweicht und dann in Zuckersirup eingelegt, als
eingemachter I. verkauft.
Ingweröl (lat. Oleum zingiberis, frz. Essence
He gingembre, engl. Ginger-oil), das aus dem
Ingwer durch Destillation mit Wasserdampf ge
wonnene grüngelbe äth rische Öl ist ziemlich dick
flüssig, schmeckt unä riecht sehr aromatisch nach
Jngwer und hat ein spez. Gew. von o 877—0,886.
Es enthält Phellandren und Rechts-Kamphen und
, ® t linksdrehend. (a,,
■25—45 °.) I. wird bei
Her Bereitung zusammengesetzter aromatischer
Eiköre mit verwandt.
Insektenpulver, das bekannte Mittel gegen
Meines Ungeziefer, besteht aus den getrockneten
Und gepulverten Blüten verschiedener, unseren
Kamillen verwandter Pyrethrum- oder Chry
santhemum-Arten, die früher meist aus dem
, r ient kamen, jetzt aber auch aus Dalmatien
eui geführt werden. Von den beiden wichtig-
(t> en Handelssorten stammt das persische I.
'J ulvis florum pyrethri rosei) von dem im süd-
° s Hichen Kaukasus heimischen, in Südrußland
® u ch angebaufen Chrysanthemum roseum
“nd Chr. Marschailii, Syn. Pyrethrum car-
ne nnr oder P. roseum ab, deren aus braun
Veränderten Schuppen zusammengesetzter kreisel
förmiger Hüllkelch blaßrötliShe, getrocknet vio
lette Strahlenblüten und gelbliche Scheibenblü
ten umschließt. Das Montenegriner oder Dal
matiner I. (Pulvis florum chrysanthemi) wird
aus den Blüten von Chrysanthemum oder
Pyrethrum cinnerariaefolium hergestellt,
die einen halbkugeligen Hüllkelch mit gelblich-
braunen Schuppen, gelblichweiße Randblüten
und sehr kleine, gelbe Scheibenblüten zeigen.
Eine dritte als Buhach bezeichnete amerikani
sche Sorte stammt ebenfalls von nach Kalifornien
verpflanztem Chrysanthemum cinnerariaefolium.
In gepulvertem Zustande besitzen alle Sorten eine
gelblichbraune bis gelblichgrüne Farbe und einen
eigentümlichen, nicht sehr starken Geruch. Da
dieser sich aber mit der Zeit verliert, muß die
Ware gut verschlossen aufbewahrt werden, ohne
auch hierdurch immer wirksam erhalten zu blei
ben. Als wirksame Bestandteile betrachtet man
hauptsächlich die am Grunde der Scheiben
blüten sitzenden Harzdrüsen, aus denen Pyre-
throxinsäure, ein Alkaloid Chrysanthemin
und ein stickstofffreier Körper Pyrethrosin
isoliert worden sein sollen. Fujitani fand einen
neutralen stickstofffreien Ester, das Pyrethran,
das sich bei der Verseifung und beim Liegen zu
Pyrethrol (Co^H^OH) zersetzt. Die Unterschei
dung der gepulverten Sorten, von denen jetzt
die Dalmatiner, und zwar besonders von wilden,
noch nicht aufgeblühten Blüten am höchsten ge
schätzt wird, ist nicht immer möglich. Das beste
Mittel zur Erprobung der Wirksamkeit besteht
darin, daß man das Pulver mit lebenden Wanzen
und Ameisen zusammenbringt. Noch energischer
wirkt Ausräuchern mit dem auf glühende Kohlen
geworfenem Pulver oder Einreiben mit der alko
holischen Tinktur, die selbst in zehnfacher
Verdünnung gegen Moskitos schützt und in kon
zentrierter Form gegen Krätze hilft. Als Ver
fälschungsmittel sind häufig Blüten von Chry
santhemum leucanthemum, Kamillen usw. beob
achtet worden.
Inulin (Alantstärke, Dahlin, Alantin, lat.
Inulinum), ein dem S ärkemehl ähnliches Kohlen
hydrat, findet sich in verschiedenen Pfianzen-
wurzeln, namentlich in der Alantwurzel, Zichorie,
Löwenzahnwurzel und den Knollen der Georgi
nen als ein weißes, geruchloses, in Wasser lös
liches Pulver, das durch Jod nicht blau gefärbt
wird, in Alkohol und Äther ganz unlöslich ist und
beim Erwärmen mit verdünnter Salzsäure Links
fruchtzucker, Fruktose, gibt. Das I. wird medizi
nisch verwandt.
Invertzucker nennt man die Mischung gleicher
Teile Glykose und Fruktose, welche, bei der
Hydrolyse von Rohrzucker entsteht. Er wird
durch Behandlung des letzteren mit verdünnten
Säuren (Salzsäure, Schwefelsäure), neuerdings
auch mit Kohlensäure, dargestellt, und bildet
einen rein süß schmeckenden, linksdrehenden
Sirup, der als Ersatz des Rohrzuckers bei der
Herstellung von Kunsthonig, Marmeladen und
anderen Obstkonserven benutzt wird.
Ipekakuanhawurzel (Brechwurzel, lat. Ra
dix ipecacuanhae, frz. Racine d'Ipöca, engl. Ipe-
cacuanha root) wird besonders von Brasilien aus
versandt, neuerdings aber auch in Ostindien an
gebaut, während eine aus Neu-Granada (Karta-
gena) stammende Sorte nicht in Aufnahme ge