Il. DIE VIEHWEIDEN UND FISCHGRÜNDE DER ERDE 55
Nordsee und wird mit Schleppnetzen namentlich im seichteren südlichen Teile
dieses Meeres sowie an der Südküste von Island gefangen. Weniger wichtige
Fanggebiete des Schellfisches liegen in den amerikanischen Gewässern. — Ein
während der Kriegszeit auch bei uns bekannt gewordener Nutzfisch ist die
Makrele, die an den südlichen Küsten Norwegens erbeutet wird, in viel
größerem Maße aber an der Ostküste Nordamerikas von der Chesapeake-Bai
bis zum Golf von Maine auftritt und dort zur größten Makrelenfischerei der
Welt Veranlassung gibt. Die Scholle, die namentlich in der englischen
Fischerei einen bedeutsameren Platz einnimmt, wird vor allem in den Gewässern
südlich von Irland sowie in der westlichen Ostsee gefangen. Der Heilbutt
ist ein Nutzfisch sowohl der europäischen wie der amerikanischen Gewässer. —
Für die amerikanischen Fischgründe ist noch charakteristisch der Menhaden,
ein kleiner Fisch, der im Sommer vor den Küsten der mittelatlantischen Staaten
in ungezählten Millionen sich einfindet und nur zur Gewinnung von Tran und
Dünger gefangen wird.
Als letzter Bewohner der kühlen Ozeane sei der Lachs (Salm) genannt,
der überall an den Küsten des nördlichen Atlantischen und Pazi-
fischen Ozeans gefangen wird, wenn er zur Laichzeit die Flüsse empor-
steigt, in den Uferländern der Nordsee und Ostsee, an den Küsten La-
bradors, Neufundlands und der Union. An den Gestaden Ostsibiriens
und im unteren Amur ist der Lachs das hauptsächlichste Fangtier.
Aber allen Gebieten weit voran steht die Lachsfischerei an den Küsten
Alaskas und Britisch-Columbias, die mit der Verbesserung der Ver-
kehrsverhältnisse jener Gebiete und mit der Einrichtung der Büchsen-
verarbeitung der Fänge die Grundlage für eine die ganze Welt versorgende
Industrie wurde.
Die Lachsfischerei spielt im Wirtschaftsleben dieser Länder eine ausschlag-
gebende Rolle. Der Wert der alaskischen Fischerei wird auf etwa das Doppelte
der gesamten übrigen Urerzeugung des Landes geschätzt. Die Fangzeit, die für
die einzelnen Lachsarten verschieden ist, dauert vom Frühling bis Oktober,
am stärksten ist der Betrieb Ende Juli und Anfang August. In ungeheuren
Schwärmen drängen die Tiere aus der Tiefsee gegen die Küste, um in den
Flüssen und Süßwasserseen zu laichen. Für den kanadischen Lachsfang, der
4-—5000 Fischer beschäftigt, liegt der Schwerpunkt im Fraser River und den
weiter nördlich mündenden Flüssen, wie Skeena, Nasse River u. a.; für Alaska,
das gegen 8000 Fischer zählt, in den Küstengewässern und Inlets Südostalaskas,
aber auch in der Bristolbai und Jukonmündung. Der weitaus größte Teil der
Ausbeute wird in den „Canneries“ zu Büchsensalm verarbeitet. Im Jahre 1925
gingen davon nahezu 8 Millionen Kisten zu je 4 Dutzend Dosen von 1 engl.
Pfund nach allen Teilen Amerikas, nach England und Südeuropa, nach China
und Japan.
Aus den südlichen wärmeren Gewässern kommen nur Thunfische,
Sardellen und Sardinen, die Hauptnutzfische des Mittelmeeres, für
den Welthandel in Betracht.
Sardinen bilden auch den Hauptgegenstand des Fanges an der Westküste
Frankreichs. Die Olivenhaine Südfrankreichs liefern das Konservierungsmittel
für diesen Fisch. Indessen hat die französische Sardinenfischerei durch Un-
regelmäßigkeit im Erscheinen der Fische oder durch gänzliches Ausbleiben
in den letzten Jahren schwer gelitten.
Von nicht zu den Fischen gehörigen Erzeugnissen des Meeres seien
nur die als Nahrungsmittel und Handelsgegenstand gleich wichtigen