II. FRUCHTHAINE UND REBENGELÄNDE DER ERDE 71
SJüddeutschlands, namentlich des Rheins und seiner Zuflüsse. Die dem
Weinbau am besten zusagenden Gebiete sind der Rheingau, Rhein-
hessen, die Rheinpfalz, Main-, Mosel- und Ahrtal. Hier wachsen
Qualitätsweine, die wohl an Natursüße und Alkoholgehalt von den
Weinen des Südens übertroffen werden, die aber an Feinheit des Ge-
ruchs und Geschmacks in der ganzen Welt unerreicht dastehen und
daher im Weltweinhandel die höchsten Preise erzielen, allen voran die
Weine des Rheingaus, der Pfalz und der Mosel.
Namen wie Schloß und Dorf Johannisberg, Rüdesheim, Markobrunn, Rauen:
tal, Geisenheim, Aßmannshausen (Rheingau) — Brauneberg, Piesport, Zel
tingen, Graach, Bernkastel, Wehlen (Mosel) — Forst, Deidesheim, Königsbach,
Ruppertsberg, Wachenheim (Pfalz) — Steinwein und Leistenwein (Franken)
u. v. a. dürfen auf keiner anständigen Weinkarte fehlen, aber auch Saar- und
Ahrtal, Neckar-, Tauber-, Kocher- und Jagsttal in Württemberg, das Mark-
gräflerland, der Kaiserstuhl, der Breisgau im Badener Land und viele andere
Gegenden des Rheingrabens bringen trinkbare Sorten hervor.
Ursprünglich war der Weinbau, namentlich unter dem Einfluß der
Klöster, über ganz Deutschland bis zu den Uferländern der Ostsee
und der Weichsel bei Thorn verbreitet. Von dieser Ausdehnung zeugen
heute nur noch die wenigen schon genannten Weininseln (S. 67),
die sich an Güte des Erzeugnisses und an Ertrag nicht mit den
begünstigteren Gebieten Südwestdeutschlands messen können, die aber
in Freyburg a. Unstrut und in Grünberg i. Schlesien ihre Erzeugnisse
— allerdings zusammen mit eingeführten französischen Weinen — zu
gutem Schaumwein verarbeiten.
Mit Elsaß-Lothringen verloren wir das Rebgelände in ÖOber-
elsaß am Fuß der Vogesen und das Lothringens an der Mosel und
bei Salzburg (Chäteau-Salins) in einer Gesamtausdehnung von rund
25000 ha, damit der Fläche nach unser größtes Weingebiet, das ein
Viertel des Gesamtweinareals ausmachte. )
Entsprechend der geschilderten Verbreitung verteilt sich das Wein-
velände Deutschlands 1927 auf dessen Länder wie folgt:
Weinbauflächen Deutschlands 1927:
Preußen .... 16305 ha | Hessen ... 13699 ha
Bayern. .... 19875 „ Sachsen ... 136
Württemberg . 10564 ‚, Thüringen 43 .,
Baden .... 12126 , Anhalt. ... L
Deutsches Reich: 72749 ha.
Auf den Rheingau entfallen rund 2250 ha, auf die Rheinpfalz
15700 und auf Mosel-, Saar- und Ruwergebiet 8000 ha. Die Pfalz stellt
demnach heute das bei weitem größte Weinbaugebiet Deutschlands dar.
Die Spitzenweine des Rheingaus wachsen auf den Weinbergen am
rechten Rheinufer zwischen Schierstein und Lorchhausen. An ihrem
Besitz sind 25 Gemeinden beteiligt, etwa der vierte Teil des Wein-
areals ist in staatlichem und anderem Großbesitz, der in erster Linie
den Ruf der Rheingauer Weine begründet hat. Diese gelten als die
edelsten ihrer Art. Sie sind voll und kräftig, und die besten unter
ihnen besitzen ein unvergleichliches „‚Bukett“.