Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

70 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE 
daher der bis jetzt erhaltene Name. Obwohl Griechenland der ein- 
zige Erzeuger von Korinthen ist, hat Überproduktion in den letzten 
Jahrzehnten mehrfach zu 8o schweren Absatzkrisen geführt, daß ein 
staatliches Eingreifen nötig war. 
Hauptabnehmer der Korinthen ist 
England, das für seinen Currant-Cake 
und Plumpudding die Hälfte bis zwei 
Drittel der griechischen Ernte auf- 
zunehmen pflegt. Der Menge nach- 
stehen die Korinthen unter allen Aus- 
fuhrgütern Griechenlands weit voran. 
49. Hauntgebiete des Korinthenanbaus. 
Hinter den Weinbauländern der warmgemäßigten Zone stehen die- 
jenigen Mitteleuropas nach Anbaufläche und Ertrag erheblich zurück. 
Vor dem Kriege hatten Ungarn und Österreich das größte Reb- 
gelände. Beide haben erhebliche Flächen an Rumänien, Jugoslawien, 
die Tschechoslowakei und Italien verloren. Ungarns mehr als tausend 
Jahre alter Weinbau hat sich von der schweren Reblausverwüstung, 
die zeitweise den Ertrag auf ein Zehntel normaler Ernten zurückgehen 
ließ, schnell wieder erholt. Es liefert sowohl schwere feine Sorten- 
weine als auch leichte Tischweine. Ein Erzeugnis von Weltruf ist der 
Tokaier, der in 31 Gemeinden der Komitate Zemplen und Abauj-Torna 
an den Hängen des Hegyallyagebirges gebaut wird. Ein nach Boden 
und Klima hochwertiges Weinland verlor Ungarn in Syrmien. — Ebenso 
hat Österreich seine besten Weinländer in Dalmatien, Küstenland, 
der südlichen Steiermark und Südtirol eingebüßt. Durch den Besitz 
der drei erstgenannten Länder und Syrmiens wurde Jugoslawien 
ein wichtiges Weinland, seine Rebfläche hat sich gegenüber der Alt- 
3erbiens mehr als verfünffacht. — In Rumänien wurden während der 
Reblausperiode um die Jahrhundertwende große Flächen Weinland in 
Pflaumenhaine umgewandelt. Gegenwärtig hat die mit Wein bestockte 
Fläche Altrumäniens wieder den Stand von 1898 erreicht. 
In der Schweiz und in Deutschland ist der Weinbau in den letzten 
Jahrzehnten langsam zurückgegangen, er beschränkt sich immer mehr 
auf die klimatisch günstigsten Gebiete. Diese sind in der Schweiz: 
im Westen die Kantone Waadt, Wallis, Neuenburg, Genf, im Süden 
das Tessintal und im Osten die Gegend um den Züricher See und die 
Kantone Aargau und Schaffhausen. 
Auch im heutigen Gebiet des Deutschen Reiches ‘hat sich der 
Rebbau seit 1866 aus verschiedenen Ursachen, vor allem aber infolge 
der gesteigerten Einfuhr billiger Auslandsweine um ein Drittel ver- 
ringert. Seine Bedeutung als Weinland verdankt es vor allem der 
Sorgfalt in der Pflege der Rebe und in der Behandlung des Weines 
im Keller. Im Gegensatz zu den Mittelmeerländern baut Deutschland 
in erster Linie Weißweine. Im Jahre 1927 entfielen auf sie 78,2 % 
der Rebfläche, nur 12,4% auf Rotweine und 9,4% auf gemischte Wein- 
kulturen. Hoffmann von Fallersleben zeichnet den Umkreis unserer 
Rebenländer ziemlich genau: „Zwischen Frankreich und dem Böhmer 
Wald..da wachsen unsre Reben‘, d.h. vor allem in den Flußtälern
	        
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