IV. DIE WÄLDER DER ERDE UND IHRE HAUPTERZEUGNISSE 77
sache die zunehmende Vertorfung des Waldbodens angenommen wird. —
Andrerseits hat der Wald in manchen Kulturländern durch Aufforstung
bisher waldloser Gebiete in den letzten Jahrzehnten nicht unerheblich
an Fläche gewonnen. Es sei z. B. an die weiten Sand- und Heideflächen
erinnert, die die preußische Forstverwaltung durch Kiefernaufforstung
nutzbar gemacht hat, oder an die Aufforstung der Landes in Südfrankreich.
Der nördliche Waldgürtel. Durch die weiten Länderräume des
gemäßigten Europa, Asien und Nordamerika zieht sich in wechselnder
Breite von 1000 — 2000 km die nördliche Waldzone, im Norden begrenzt
durch die Tundra, im Süden durch die offenen Gefilde der nördlichen
Steppenzone, in die das Waldland kleine lichte Waldinseln vorposten-
artig hineinsendet. Gekennzeichnet ist sie durch die Herrschaft der
Nadelhölzer und der blattwechselnden Laubbäume, durch ein
Vorherrschen gleichartiger Bestände auf weiten Strecken und
durch das Auftreten künstlicher und natürlicher Lichtungen,
die von Ackerland, Wiesen, Heide und Mooren eingenommen werden.
Nach seinen Hauptbeständen gliedert sich dieser Gürtel wieder in drei von
Norden nach Süden einander folgende Regionen. In der nördlichsten bestehen die
Wälder fast nur aus Nadelhölzern, namentlich Kiefern, Fichten und Tannen,
dazu kommen Lärchen, die zusammen mit gewissen Fiechten- und stellenweise
auch mit Kiefernarten überall am weitesten vordringen, d.h. die Baumgrenze
bilden, während die Tannen weiter zurückbleiben. Von Laubbäumen sind dieser
Region Birken, Erlen und Espen beigemischt, von denen die beiden ersten,
allerdings in Strauchform, bis zu den äußersten Vorposten des Baumwuchses ge-
deihen. An der zweiten, südlich folgenden Zone nehmen die Laubholzbestände
nach Zahl und Arten schon größeren Anteil; es treten Buchen, Eichen, Eschen
und stellenweise Linden neu hinzu. Im dritten, südlichsten Gürtel herrschen
die Laubhölzer vor und sind mit anspruchsvolleren Arten, wie Walnußbäumen,
Kastanien, Ahornarten, Linden, Apfelbäumen und ähnlichen, vertreten.
Der tropische Urwaldgürtel. Die mächtigste Entfaltung findet die
Waldformation in dem tropischen Urwaldgürtel, der sich zu beiden Seiten
des Äquators in einer Ausdehnung von etwa 40 Breitengraden rings
um die Erde schlingt. Ein Überfluß an. Licht, Wärme und Feuchtig-
keit hat hier eine ungeheure Üppigkeit des Wachstums zur Folge, die
ihren Ausdruck vor allem..in: dem gewaltigen Artenreichtum der vor-
handenen Baum- und sonstigen Gewächse findet. Das Fehlen von
größeren einheitlichen Beständen ist für den Tropenwald kenn-
zeichnend. Nur die Bambuswälder Ost- und Hinterindiens und
manche Palmenwälder Südamerikas und Westafrikas bilden in dieser
Beziehung eine Ausnahme. Die charakteristische Baumform dieser Wald-
region sind die Schopfbäume, unter denen die Palmen und Bambusen
nur die bekanntesten Vertreter sind. Außerdem ist das Aussehen des
Tropenwaldes bestimmt durch die große Zahl der Schlinggewächse
‘'Lianen) und der Schmarotzerpflanzen.: -
Die Wälder der subtropischen Region. Mit der zunehmenden
Entfernung von den Tropen nimmt nicht nur die jährliche Regenmenge
ab, sondern es bildet sich auch immer schärfer eine Zweiteilung des
Jahres in eine sommerliche Regenzeit und eine Trockenzeit aus. Den
sommerlichen Regengebieten an den Grenzen der Tropen
kommen in klimatischer Beziehung die Monsunländer Ostasiens