Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE 
Unter den Kaffeemärkten Europas steht voran London vor Ham- 
burg, Bremen, Triest und Le Havre. Nächstdem folgen Marseille 
und Antwerpen, sowie Amsterdam und Rotterdam, die maß- 
gebenden Plätze für die niederländischen Kaffeesorten. 
KAKAO 
Der Kakao wurde zu Anfang des 16. Jahrhunderts durch Ferdinand 
Cortez und andere in Europa bekannt. Die Einwohner Mexikos bereiteten 
durch Zusatz von Wasser und verschiedenen Gewürzen ein Getränk 
daraus, daß sie „chocolatl“1! nannten, daher unser Wort Schokolade. 
Als echte tropische Niederungspflanze beansprucht der Kakao hohe Tem. 
peraturen und ständig reiche Niederschläge. Eine nutzbringende Kultur setzt 
eine durchschnittliche Jahrestemperatur von mindestens 22° C und ein Mindest- 
maß an jährlichen Niederschlägen von 2000 mm voraus. 
Die zahlreichen Arten des Rohkakaos lassen sich in zwei Hauptgruppen ein- 
reihen, in die Criollo- oder Edelkakaosorten und in die Forastero oder 
Konsumkakaoarten. Der Baum des feinen, aromatischen Edelkakaos bringt 
geringere Erträge und ist weniger widerstandsfähig als die Konsumkakaopflanze, 
Die Heimat des Kakaos ist das tropische Amerika, das heute 
aber nur noch ein reichliches Drittel (1927: 38%) der Welternte er- 
zeugt. Die übrigen zwei Drittel liefert fast ausschließlich Afrika. 
Doch kommen die edien Criollosorten noch immer im wesentlichen aus 
Amerika. Die Kakaoerzeugung zeigt in allen jüngeren Erntegebieten 
eine rasche Steigerung. Die Welternte hat sich in den vergangenen 
fünfundzwanzig Jahren verfünffacht und erreichte in den letzten Jahren 
immer einen Betrag um eine halbe Million t (1927: 487000). Bra- 
silien und Ecuador sind die beiden größten Produzenten Amerikas. 
Ihre Hauptausfuhrhäfen sind Bahia und Guayaquil. Außer ihnen 
kommen in Amerika besonders noch Venezuela, das über La Guayra 
die feinsten Sorten ausführt, ferner die Inseln Trinidad und Haiti 
in Betracht. — In Afrika wurde noch bis 1910 der meiste Kakao auf 
der Insel Säo Thom gebaut. Heute hat ihr die benachbarte Guinea- 
küste (Goldküste, Togo, Nigeria, Kamerun) bei weitem den Rang ab- 
gelaufen. Dort erzeugen allein das Hinterland der Goldküste und 
Nigeria fast das Dreifache von der Ernte Eecuadors und Brasiliens zu- 
sammen. Dies Gebiet wurde damit von den Engländern zum ersten 
Kakaoland der Welt entwickelt, und zwar ist der Anbau fast aus- 
schließlich Eingeborenenkultur. Es führt seine Ernten bisher haupt- 
sächlich über den Hafen Akra aus, nach dem alle Sorten dieser Gegend 
die Handelsbezeichnung Akrakakao führen. Künftig wird auch der neu- 
angelegte Tiefwasserhafen Takoradi bei Sekondi ein wichtiger Export- 
platz sein. Gleich in die ersten Anfänge der Entwicklung an der 
Neuguineaküste fällt auch der Beginn des Kakaoanbaus am Kamerun- 
berg, der zusammen mit Palmenprodukten und Kautschuk das wich- 
tigste Exportgut unserer ehemaligen Kolonie lieferte. — In Asien sind 
nur Ceylon und Niederländisch-Indien, namentlich Java, sowie 
die Philippinen mit erheblicheren Mengen zu nennen. Die Kakao- 
erzeugung der Südsee-Inseln hat bisher nur auf den Neuhebriden 
größere Bedeutung erlangt. 
! Man leitet dieses Wort ab aus „Cacava“ = Kakao und „atl‘‘ = Wasser.
	        
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