Full text: Allgemeine Gesellschaftslehre

Das Wollen. 
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bewirkend gewußte Veränderungsreihe“, Das „Gewollte“ jeglichen 
Wollens ist stets eine besondere Reihe von Wirkungen, deren eine 
vor dem Blicke des Wollenden als „Zweckwirkung“, deren andere 
vor dem Blicke des Wollenden als „Mittelwirkungen“ dastehen. 
Als „Zweckwirkung“ ist aber im Wollen stets eine derartige Ver- 
änderung der Seele des Wollenden in ihrer gegenständlichen Bestimmt- 
heit gewußt, welche mit besonderer Veränderung in ihrer zuständlichen 
Bestimmtheit, nämlich mit Verlust der gegenwärtigen Unlust und mit 
Gewinn von Lust „verbunden“ ist, d. h. gleichzeitig auftritt. Als 
„Zweck“ des Wollens bezeichnen wir jene mit Lust verbundene gegen- 
ständliche Bestimmtheit, welche sich der Wollende auf Grund seines 
Wollens wirken will, so daß also eben jene Wirkung, in welcher der 
Wollende seiner Meinung nach jene gegenständliche Bestimmtheit, die 
sein „Zweck“ ist, gewinnen wird, die „Zweckwirkung“ genannt 
werden kann. In jeder gewollten Veränderungsreihe findet sich 
also schließlich eine Doppelveränderung der eigenen Seele, deren eine, 
nämlich eben die Veränderung im Gegenständlichen, den „Zweck“ jenes 
Wollens darstellt. Jeder Wollende will aber Lust an solchem Gegen- 
ständlichen gewinnen, das eigene „Erfahrung“, insbesondere auch 
eigene „unmittelbare Erfahrung“ („Wahrnehmung“) ist, und das sich 
der Wollende durch die Verwirklichung des zu Erfahrenden selbst 
wirken wird, derart, daß jene Erfahrung entweder ein „selbständiges 
Lust-Gegenständliches“ oder ein „unselbständiges Lust-Gegenständliches“ 
darstellen wird, in welch letzterem Falle er Lust an jener Erfahrung 
in Beziehung zu vorgestellter anderer eigener Lust gewinnen wird. 
Hat z. B. jemand Unlust daran, daß ein Buch nicht an „seinem Platze“ 
im Bücherschranke steht, so will er dem Buche solche Veränderung 
wirken, in welcher es eine Ortsbesonderheit gewinnt, die als „Wahr- 
nehmung“ für ihn mit Verlust der Unlust und mit Gewinn von Lust 
verbunden sein wird. Hat ferner z. B. jemand Unlust an irgendeinem 
eigenen „Zweifel“, so will er diesen Zweifel lösen, d. h. er will seiner 
eigenen Seele solche Veränderung wirken, in welcher sie jene „Gewißheit“ 
gewinnt, die als „innere Wahrnehmung“ („dem Selbstbewußtsein Ge- 
gebenes“) für ihn mit Verlust der Unlust und mit Gewinn von Lust 
verbunden sein wird. Hat schließlich jemand z. B. Unlust daran, daß 
ein Anderer in fröhlicher Stimmung ist, so will er ihn durch eine un- 
angenehme Nachricht in üble Stimmung bringen, d.h. er will dem 
Anderen ein besonderes Seelisches zugehörig machen, das für den 
Wollenden als „mittelbar, nämlich durch Wahrnehmen des Ausdruckes 
des Anderen Erfahrenes“ mit Verlust der Unlust und mit Gewinn von 
Lust verbunden sein wird. Jeder Wollende will also Lust an auf Grund 
des Wollens zu bewirkender eigener „Erfahrung“ als Lust-Gegen- 
Ständlichem gewinnen.
	        
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