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X. Geschäft.
richtig abgeschätzt; handelte also wie ein Narr, er hatte sich
vorher nicht genügend trainiert; daher konnte er nicht genügend
springen; dennoch versuchte er es. Er gleicht der jungen Dame,
die, als sie gefragt wurde, ob sie die Violine spielen könnte,,
antwortete, sie wüßte es nicht, da sie es niemals versucht hätte.
Dagegen hatte sich der andere, der den Fluß wirklich über
sprang, sorgfältig vorbereitet und voll und ganz vorher trainiert;
er wußte, wie weit er ungefähr springen könnte, außerdem war
er in dem einen „totsicher“ und wußte ganz genau, daß er zum
mindesten bis zu einem Punkte springen konnte, von welchem
er ans Land zu waten vermochte, um noch einen zweiten Ver
such zu machen. Er zeigte also gesundes Urteil.
Ansehen gilt viel, meine jungen Freunde. Ein junger Manu,
der in dem Rufe steht, das durchzuführen, was er sich einmal
vorgenommen, wird mit jedem Jahre das Feld seiner Tätigkeit
erweitert finden; und auch die ihm anvertrauten Aufgaben müssen
mit jedem Jahre größer und größer werden. Dagegen ist der
jenige, welcher einmal erfolglos gewesen und dann zum zweiten
Male seine Freunde um Beistand bittet, unter allen Verhältnissen
in einer recht unangenehmen Lage.
Jede gute Münze hat ihr Gegenstück; das Gegenstück ehr
lichen Geschäftes heißt Spekulation. Der Geschäftsmann zahlt
für sein Einkommen stets mit guten Werten; er nützt daher der
Allgemeinheit. Seine Dienste sind notwendig; dazu ist er stets
bemüht, die Hilfsquellen seines Landes zu entwickeln und trägt
so auch zum Fortschritte der Menschheit bei. Das ist echte
Münze. Spekulation dagegen ist nichts besseres als ein Parasit,
welcher an der Arbeit des Geschäftsmannes sich anklammert. Spe
kulation schafft weder etwas Neues, noch erfüllt sie bestehende
Bedürfnisse. Wenn der Spekulant Gewinn einheimst, nimmt er
Geld ein ohne Gegendienste dafür zu leisten; wenn er verliert,
verliert er sein Geld an einen anderen Spekulanten. Das Ganze
ist ein Spielen, das beide erniedrigt. Man kann niemals ein
ehrlicher Geschäftsmann und zu gleicher Zeit ein Spekulant sein.
Wege und Ziele des einen sind dem andern schädlich. Kein
Geschäftsmann darf, wenn er ehrlich bleiben will, spekulieren,
denn die, deren Vertrauen er genießt, sind berechtigt, von ihm