Full text: Kaufmanns Herrschgewalt

164 
XU. Lebensunterhalt in Großbritannien 
digen vermag, desto mehr muß sein ausländischer Handel rela 
tiv abnehmen; beispielsweise wird ein größerer Teil der im Lande 
geernteten Baumwolle auch im Lande selbst verarbeitet, infolge 
dessen geht dann weniger davon ins Ausland; und so verhält 
es sich mit allen Naturerzeugnissen und auch mit einigen Artikeln, 
die bis jetzt importiert wurden, bald aber in Amerika selbst 
gemacht werden dürften. 
Angesichts der hier mitgeteilten Verhältnisse und der augen 
scheinlichen Tatsache, daß der Lebensunterhalt in Amerika zweifel 
los viel billiger ist als in England, und daß damit dreiviertel der Ge 
samtkosten für die notwendigen Lebensbedürfnisse einer Arbeiter 
familie gedeckt sind, muß man sich die Frage vorlegen, wie die 
noch heute in England weit verbreitete Anschauung, das Leben 
in den Vereinigten Staaten sei teurer, entstehen konnte? Der 
Grund dafür ist einfach folgender: Obgleich es wahr ist, daß man 
in den Vereinigten Staaten jetzt mit 20 M. mehr notwendige Lebens 
bedürfnisse als in England einzukaufen vermag, und daß daher 
der amerikanische Arbeiter sich großer Vorteile über den britischen 
Arbeiter erfreut, so folgt bei Leibe noch 1 nicht daraus, daß der 
amerikanische Arbeiter ebenso billig lebt wie der britische Ar 
beiter — weit davon entfernt! Er erhält höhere Löhne. Der 
vom Ausschuß des amerikanischen Senats unlängst erstattete Be 
richt zeigt, wie der englische Arbeiter durchschnittlich nur 65, 
1—2 Prozent — also nicht viel mehr als die Hälfte — des ameri 
kanisch'en Arbeitslohnes erntet; dabei wurden die hauptsächlichsten 
Handwerke zur Grundlage genommen. Bei seinen höheren Ein 
nahmen hat der amerikanische Arbeiter Bedürfnisse, die überall in 
der alten Welt als Luxus bezeichnet werden würden. Er nimmt 
mehr ein, gibt aber auch mehr aus. Deshalb bleibt es in gewissem 
Sinne wahr: dem amerikanischen Arbeiter kostet sein Lebensunter 
halt mehr als dem englischen. Doch nicht weniger wahr bleibt 
es, daß der Unterschied im Lebensstil liegt. Für die unumgäng 
lich notwendigen Bedürfnisse sind die Preise in der neuen Welt 
viel geringer. 
In Amerika vermag der Arbeiter, wenn er dazu willens ist, 
mit seiner Familie in der Tat außerordentlich billig zu leben; 
unordentliche Leute aber können in Amerika gerade so leicht
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.