Einleitung.
V
Staatsoberhaupte repräsentiert werde. Andrew Carnegies politische
Überzeugungen erhielten Wesen und Farbe durch den Bruder seines
Vaters; sie waren, da die Familie schon in Andrews Knabenjahren
nach Amerika auswanderte, seinem Fortkommen eher förderlich
als hinderlich.
Die Umwälzung im Webergewerbe durch die Einführung der
Maschinenarbeit zwang den Vater Andrews dazu, die Fieimat zu
verlassen. Eines Tages kam er mit dem niederdrückenden Be
kenntnis nach Hause, er könne keine Arbeit mehr finden. Andrew
war damals erst zehn Jahre alt; aber sein klarer Verstand und
noch mehr sein feinfühlendes Herz begriff nur allzu gut, was das
bedeute. Nach reiflicher Erwägung faßte die Familie den Ent
schluß, nach Pittsburg in Pennsylvanien auszuwandern; dort hatten
bereits Verwandte der Carnegies einige Jahre vorher eine behag
liche Existenz gefunden. Dem jungen Andrew wurde das Scheiden
von der alten Heimat besonders schwer, und noch in späteren
Jahren erklärte der Besitzer einer der schönsten Paläste in ganz
Neuyork: „Was Benares für den Hindu, Mekka für den Moham
medaner, und Jerusalem für den Christen ist, all das und mehr
als das ist Dunfernline für mich.“
Es gelang dem Vater Andrews gleich nach seiner Ankunft in
einer Baumwollenfabrik Arbeit zu finden; Andrew selbst trat mit
zwölf Jahren als Klöppeljunge ins Geschäft; er begann mit fünf
Shilling Wochenlohn. Der Junge war nicht wenig stolz darauf,
etwas zum Unterhalt der Familie beitragen zu können. Er mußte
schwer genug für seine fünf Shillinge arbeiten — von früh morgens
bis spät abends, nur unterbrochen durch eine Mittagspause von
vierzig Minuten. Seine nächste Stellung war die eines Dampf
kesselheizers; hier hatte er eine Lokomotive, welche die Maschinen
einer kleineren Fabrik trieb, zu bedienen und zu beobachten. Gewiß
ein recht schwieriger Posten für einen dreizehnjährigen Knaben.
Die damit verbundene Verantwortlichkeit machte den jungen Andrew
zeitweise nervös; selbst im Schlafe schreckte ihn die Möglichkeit
eines gefährlichen Versehens bei der ihm übertragenen Arbeit auf.
„Icli war jung und hatte meine ehrgeizigen Träume,“ so erzählte
er viel später, „ein Etwas in mir sagte mir, daß das nicht an
dauern und ich bald in eine bessere Lage kommen würde.“ Was
zweifellos den schnell zum Jüngling heranreifenden Knaben all