Ueber Gewinnbetheiligung der Arbeiter.
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und Stückbonus auch zu erreichen ist, sondern sie wird auch wieder eine Ein
heit aller in einem Unternehmen Beschäftigten herstellen, welchen ihr Gesammt-
gedeihen am Herzen liegt.
all 3. Allein wie die Dinge heute liegen, ist man noch im allerersten
Stadium der Versuche, ist noch ziemlich unklar über die Art der Ausführung
und selbst unsicher über den Erfolg. Die wenigen practischen Versuche bestehen
erst seit Kurzem und eingehende Vorarbeiten, welche genaue geschäftliche Be
obachtungen verschiedener Unternehmungen voraussetzen, fehlen bisher, so daß
ich es nicht unternehmen würde, „allgemein gültige Sätze" über die Einführung
des neuen Systems aufzustellen. Anwendbar scheint mir die Gewinnbetheili
gung im Großen und Ganzen überall, weil überall die Arbeit an der Pro
duction mitwirkt und ich glaube, daß sie nicht bloß in Unternehmungen, in
welchen die Lohnausgabe den größten Theil der Productionskosten ausmacht,
anzuwenden ist, sondern auch in jenen, in welchen die Arbeit nur in einem
geringeren Verhältnisse zur capitalistischm Betriebsauslage steht. Vielleicht
werden sich die Unternehmer gerade in diesen letzteren leichter zur Ertheilung
eines Bonus herbeilassen, weil dieser ein um so kleineres Percent des Ge
winnes ausmachen wird.
Wegen dieses primitiven Stadiums, in welchem sich noch die ganze Frage
befindet, scheinen mir auch gesetzliche oder Verwaltungsmaßregeln zur Ver
allgemeinerung des neuen Principes völlig unzulässig. Grundsätze, die unserer
herrschenden wirthschaftlichen Borstellungsweise widersprechen, können nur auf
dem Wege der sich allmählig über ihren Werth bildenden öffentlichen Meinung
zur allgemeinen Geltung gelangen; jeder Versuch eines Zwanges wäre schädlich,
und weil sein Inhalt den heutigen Rechtsanschauungen widerspricht, auch
widerrechtlich. Sind ja die Arbeiter selbst noch keineswegs von den Vortheilen
der Gewinnbetheiligung überzeugt und ziehen sie ja in der Regel hohe fixe
Löhne einer schwankenden Prämie vor, welche sie zugleich in ihrer „Freiheit
der Bewegung" zu hindern scheint. Die Unternehmer sind noch zu sehr solchen
grundsätzlichen Aenderungen der Beziehungen zu ihren Arbeitern abgeneigt,
als daß >nan heute etwas anderes anstreben könnte, als sie zuerst für das
System von Productionstantiemen oder eines Jahresbonus für die längere
Zeit in ihrer Unternehmung beschäftigten Arbeiter zu gewinnen und zur Ein
bürgerung wenigstens dieser Gewinnbetheiligung die Einführung des Bonus
von der Voraussetzung eines Ueberschusses über den gegenwärtigen Gewinn
abhängig zu machen (wie dies ja auch die Voraussetzung fast aller bekannten
Versuche war) x ). Es verschlägt gar nichts, wenn die Formen dieser ersten
ff Wie gering übrigens bei den bisherigen Versuchen der Antheil der Arbeit ist,
zeigen folgende Zahlen. Während bei Borchert 1869 auf das Capital 13,01 p.c.
oder 8 P.c. über den 5 p.c. Zinsfuß kamen, kam auf den Gesammtlohnbetrag 10 p.c.
ungefähr 2000 Thlr. auf rund 20,000 Thlr. Löhne. Nimmt man die 20,000 Thlr.
Löhne nur als 5 p.c. Rente eines sog. Arbeitscapitals an, so entsprechen sie einem
Betrage von 100,000 Thlrn., wovon der Jahresbonus von 2000 Thlr. nur Vs p.c.
ausmacht. Bei Briggs verdiente das Capital in einem Jahre 13,5 p.c., dagegen
kam ein Bonus von 3,150 £ Strl. aus 58,000 £ ©tri. Löhne, das entsprechende Arbeits-