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genügt z. B. nicht, die Listen einfach auszulegen,
sondern es ist vor allem eine unmittelbare Ver
bindung zwischen dem Lehrling, der eine Lehrstelle
sucht und dem Handwerker, der einen Lehrling
wünscht, anzubahnen; sodann ist in jedem Falle
festzustellen, ob ein Lehrverhältnis zustande ge
kommen ist oder nicht. Ueber die bessere Orga
nisation der Lehrstellenvermittlung ist viel beraten
worden, besonders die Kammer hat sich sehr ein
gehend mit der Frage der Lehrstellenvermittlung
beschäftigt, und zwar, wie es scheint, nicht ohne
Erfolg.
Bei einer Besprechung über Lehrstellenvermitt
lung im Saale der Provinzialverwaltung, an der
Vertreter der Arbeitsnachweise, der Innungen und
Handelskammern teilnahmen, vertrat der Syndikus
der Kammer die Auffassung des Handwerks, das
zwar mit dem Arbeitsnachweis zusammen arbeiten
wolle, aber keinesfalls auf die selbständige Regelung
der Lehrstellenvermittlung verzichten könne. Das
Handwerk müsse vielmehr den größten Wert da
rauf legen, daß seine Organisationen bei der tehr-
stellenvermittlung vor allem miiwirkten. Im An
schluß an die Versammlung wendete sich die Kammer
an die verschiedenen Innungsausschüsse mit
dem Ersuchen, der Lehrstellenvermittlung größere
Beachtung zu schenken. Tatsächlich rühren sich
infolgedessen die Handwerksvertretungen allent
halben und richten Lehrstellenvermittlungen ein.
Sehr zugute kam diesen Bestrebungen eine Ver
fügung des Regierungspräsidenten an
die Kreisschulinspektoren.
Sie sagt u. a.: Die Knaben sind nach wie vor
über Bedeutung und die Vorzüge des Handwerks
im Unterrichte da, wo sich hierzu Gelegenheit bietet,
in wirksamer, aber nicht aufdringlicher weise zu
belehren; kleinere Schriften über die Berufswahl
sollen auch fernerhin an die abgehenden Knaben
verteilt werden. Die aufzustellenden Listen der zur
Entlassung kommenden Knaben, die ein Handwerk
zu erlernen wünschen, sind spätestens im Dezember
und Mai an die Innungen, Arbeitsnachweisstellen
oder an die örtlichen Schulverwaltungen abzugeben.
Die Schulleiter oder die Lehrer sollen mit den Eltern
der ausscheidenden Knaben in persönliche Ver
bindung treten. Auch die Elternabende bieten
Gelegenheit zu entsprechenden Belehrungen. Die
Pflege des Handfertigkeitsunterrichts wird als wichtig
für die zu weckende Neigung der Knaben zum
Ergreifen des Handwerkerberufes erachtet. Der
Besuch größerer Handwerksbetriebe durch die
Knabenoberklassen wird als weiteres Mittel ange
sehen. Schließlich wird die Erwartung ausge
sprochen, daß die Zuführung von Handwerker-
lehrlingen um so leichter gelingen wird, wenn die
Lehrerschaft mit ganzem Kerzen auf die Förderung
und Erhaltung des Mittelstandes bedacht ist.
Die Landräte und Bürgermeister sind von der
Regierung ersucht worden, in der brennend ge
wordenen Frage der Erlangung von Handwerker-
lehrlingen mit der Schule zusammenzuwirken und
bei den Schulverwaltungen auf die Einführung und
Ausdehnung des Handfertigkeitsunterrichts
hinzuarbeiten, von dessen Betriebe zur Förderung
des Handwerkes noch einiges zu erwarten sein
dürfte. Nur durch das Zusammenarbeiten der
Schulen und Verwaltungsbehörden würde dem
drohenden verfall des Handwerks und der Mecha
nisierung der Arbeit begegnet werden.
Die Handwerkskammer begrüßt die Bemühungen
der Regierung mit dankbarer Freude. Besonders
verspricht sie sich von der Einrichtung von Berufs
beratungsstellen sehr viel Erfolg. In Düssel
dorf und Essen ist eine solche Stelle eingerichtet
worden, bei der die Handwerkskammer mitwirkt. In
Duisburg ist ähnliches geschehen. Die Handwerks
kammer wird die Errichtung von Berufsberatungs
stellen überall gerne fördern. Der Geschäftsführer
der Kammer hat in einer Versammlung sämtlicher
Lehrer des Stadtkreises Duisburg einen Vortrag
gehalten über das Handwerk und die Berufsbe
ratung, der zweifellos Erfolg gehabt hat.
Zur besseren Empfehlung des Düsseldorfer
Amtes richtete die Kammer folgendes Rundschreiben
an die Innungen in Düsseldorf:
„Wie Ihnen bekannt ist, hat die Stadt Düssel
dorf ein Berufsberatungs- und Lehrstellenver-
mittlungs-Amt hier eingerichtet, welche Zwecke
dieses Amt verfolgt, dürfte wohl nicht besonders
erwähnt zu werden brauchen. Zweifellos wird
dieses Amt es sich angelegen sein lassen, die aus
der Schule zu entlassenden jungen Leute in wirk
samerer Weise als es bisher geschehen ist, auf das
Handwerk hinzuweisen, es wird zweifellos erreichen,
daß dem Handwerk mehr junge Leute, auch aus
den besseren Ständen, zugeführt werden. Die