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Lehrstellenvermittlung, von einer unparteiischen
Zentrale aus geleitet, will dafür sorgen, daß die
jungen Leute zu Lehrherren kommen, die aus Grund
ihrer Fachkenntnisse zur Anleitung von Lehrlingen
geeignet sind. Die Innungen haben an dem von
der Stadt Düsseldorf in dankenswerter weise ein
gerichteten Amte zweifellos ein sehr großes Inter
esse, es verdient, von den Innungen in wirksamer
weise unterstützt zu werden, wir richten deshalb
an Sie die Bitte, das hiesige Berufsberatungs
und Lehrstellenvermittlungsamt in jeder Hinsicht zu
unterstützen und die Einrichtung in Anspruch zu
nehmen."
Der Leiter desAmtes in Düsseldorf hielt in der
Vollversammlung am 7. Januar 1914 einen Vor
trag über die Berufsberatung, worauf dis Kammer
folgenden Beschluß faßte:
„Die Vollversammlung bringt den Bestrebungen
der Berufsberatung und der Lehrstellenvermittlung
ihr besonderes Interesse entgegen und empfiehlt
den Innungen und Handwerkervereinen, für die
Einrichtung von Berufsberatungs- und Lehrstellen-
vermittlungs - Ämtern einzutreten und diese zu
unterstützen".
Zur Unterstützung bei der Berufswahl hat die
Zentralstelle für Volkswohlfahrt in Berlin die
hauptsächlichsten Arbeitsvorgänge in den verschie
densten Handwerkszweigen kinematographisch auf
nehmen lassen. Das Berufsberatungsamt der Stadt
Düsseldorf hat die Films angeschafft, die Kammer
übernahm die Hälfte der Kosten von 300 Rk. Die
Films stehen allen Innungen und Gewerbevereinen
durch Vermittlung der Kammer zu Verfügung.
So hat also die Handwerkskammer alles getan,
was zweckmäßig schien, dem Lehrlingsmangel
im Handwerk zu begegnen und damit einen Übel
stand zu beseitigen, der besonders in wirtschaftlicher
Einsicht zu bedenklichen Erscheinungen schon ge
führt hatte.
Die Organisation bes Handwerks.
Die Voraussetzung einer nachdrücklichen Interesten-
vertretung des Handwerks liegt in seiner Orga
nisation. Ihr hat deshalb die Handwerkskammer
besondere Aufmerksamkeit geschenkt und an ihrem
Ausbau gearbeitet. In zahlreichen Versammlungen
und Zusammenkünften hat die Handwerkskammer
organisiert, sie hat sicher bei den meisten Innungen
Gevatter gestanden, die Satzungen ausgearbeitet
und den Verkehr mit den Behörden vermittelt.
Der Erfolg ist sehr befriedigend; denn der Hand-
werkskammerbezirk Düsseldorf weist, wie die nach
stehende Aufstellung ergibt, eine starke Innungs
bewegung auf.
Zahl der Innungen
Jahr
freie Jn>
Zwang»-
zusammen
Gewerbe-
Innungs-
nungsn
Innungen
Vereine
Ausschüsse
1900
59
175
234
56
3
1905
114
185
299
56
16
1910
154
241
395
74
16
1914
123
325
448
98
17
nusdau den Innungsausschüffe.
Die Vollversammlung der Handwerkskammer zu
Düsseldorf hat folgende Leitsätze beschlossen über
den Ausbau der Innungsausschüsse, die
allen Innungen recht dringend empfohlen seien. Die
Leitsätze wollen keineswegs das ganze Tätigkeits
gebiet des Innungsausschusses erschöpfend dar
stellen, sondern nur einige Andeutungen geben, die
jeweils den besonderen örtlichen Verhältnissen anzu
passen find. Die Leitsätze lauten:
Z 1. Der Innungsausschuß ist eine Körper
schaft des öffentlichen Rechtes mit eigener Satzung,
die seine Rechte und pflichten aufstellt.
Der Innungsausschuß ist ein verband der
Innungen innerhalb des Bezirks einer unteren
Verwaltungsbehörde zur Wahrnehmung der ge
meinsamen Interessen der beteiligten Innungen.
Er unterscheidet sich dadurch wesentlich von der
Handwerkskammer. Diese vertritt nämlich die
Interessen aller, d. h. der organisierten und Nicht
organisierten Handwerker innerhalb des ganzen
Regierungsbezirks. Der Wirkungskreis des Innungs
ausschusses ist also örtlich beschränkt, da er über
den Bereich einer unteren Verwaltungsbehörde
nicht hinausreicht. Er ist ferner sachlich beschränkt,
und zwar auf die Vertretung der Interessen der
beteiligten Innungen. In mancher Einsicht ist
dabei der Innungsausschuß Organ der Handwerks
kammer, d. h. er muß ihren Anordnungen im
Rahmen ihrer Zuständigkeit Folge leisten.