Sparsamkeit in den einzelnen Haushalten ist in hohem
Grade nötig, weil die weitere Kapitalsbildung gewiß unter
sehr erschwerten Bedingungen vor sich gehen wird. Nun
sind wir durch die Kriegsverhältnisse in zwei entgegen
gesetzte Richtungen gedrängt worden: wir haben gelernt,
mit allem haushälterisch umzugehen, was uns an Lebens
bedarf geboten ist, nichts zu verschmähen, nichts
zu verschwenden, alles zu verwerten — wir haben
aber auch, durch die Not gezwungen, zumeist ver
lernt, unsere Ausgaben nach den Einnahmen
zu richten- Wer denkt heute daran, ob eine Anschaffung
ihm durch seine Einkünfte gestattet ist? Wer sich Geld
verschaffen kann, sieht dazu, daß seine Familie nichtHunger
leide, nicht der nötigen Bekleidung ermangle. Wenn nun
halbwegs normale Preisverhältnisse wiedergekommen sein
werden, müssen wir das Gute behalten: die Achtung vor
allem, was unseren Lebensbedürfnissen dient, die Abkehr
von jeder Vergeudung nutzbaren Materiales. Dagegen
müssen wir umsomehr zu der strengen Rechnung zurück
kehren, wie sie in den Kreisen des erwerbenden Bürger
tums üblich war. Von ihm geht die Bildung der Sparkapi
talien aus; was der Fabrikant und der Kaufmann, was der
Landwirt in mühevoller Tätigkeit zurücklegt, gibt den
Stoff für den Reichtum des Landes, die Grundlage für die
Entwicklung der Staatswirtschaft. Die Eintagsgewinne
der Spekulanten spielen daneben keine große Rolle, so sehr
sie auch durch Luxus und Protzentum auffallen mögen.
Wenn der Staat, durch die Sachlage gezwungen, die
Mittel seiner Bürger auf das äußerste in Anspruch
nimmt, so erwächst ihm daraus naturgemäß die Ver
pflichtung, auch seinerseits die größte Sparsamkeit anzu
wenden. Freilich, am rechten Platze! Wir haben bisher
nur die Verzinsung und T ilgung der Staatsschuld vor
Augen gehabt; dabei sparen zu wollen, wäre wohl die
schlechteste Politik. Die anderen Ausgaben aber bedürfen
sehr weitgehender Einschränkungen. Die wichtigste
Frage in diesem Belange ist wohl die, ob die Friedens
bedingungen eine wesentliche Herabsetzung der Rüstungs
ausgaben gestatten oder vielleicht sogar erzwingen
werden. Ein ehrlicher Friede müßte wohl eine solche Wir
kung haben. An uns allein aber liegt es, durch eine gründ
liche Reform der Verwaltung den ganzen Apparat lei
stungsfähiger und gleichzeitig wohlfeiler zu gestalten. Das
Wie ist nicht an dieser Stelle zu erörtern; nur beiläufig
wäre zu bemerken, daß eine Neuorganisation von unten