In Venedig soll schon im Jahre 1156 — nach anderen Quellen
1171 — eine Girobank entstanden sein, der Llonte miovo. Diese montea
(Berge) waren Steucrgesellschaften, die zum Teil bankartige Geschäfte
betrieben. Man unterschied weltliche Berge (Montes profani) und zum
Schutz gegen Wucher errichtete gemeinnützige Berge (Montes pietatis).
Einige italienische Banken entstanden dadurch, daß reichen"Bürgern, bei
denen der Staat eine Zwangsanleihe aufgenonimen hatte, außer
Zinsen als Entschädigung das Privileg zur Gründung einer Bank, deren
Kapital die Schuld des Staates bilden sollte, erteilt wurde. Im Jahre
1407 vermutlich entstand aus der Vereinigung mehrerer Gesellschaften
von Staatsgläubigern die berühmte banca di St. Georgio in Genua.
Über die im Jahre 1593 in Mailand errichtete s a u f b esch1.Mm -
brosius besitzen wir einige Aufzeichnungen, die eine Charakteristik des
damaligen kaufmännischen Verkehrs geben. 11. a. sind auch einige Quit
tungen noch vorhanden, die etwas umständlich abgefaßt waren:
„Den Herren Gouverneuren usw. möge es gefallen, auszubezahlen dem
M . . . . 500 Kaiserliche Lire, welche ich ihm leihe gratis und mit Liede,
unter der Bedingung, daß er sie mir nach 3 Monaten zurückgebe, bei jedem
Verlangen von meiner Seite. Machen Sie mich im Buche zum Schuldner
über das Handelsgeld."
Von den sonstigen Regeln der Bank seien noch zwei erwähnt. Die eine gib!
Aufschluß über die Wertschätzung der damaligen Bankbeamten, und die andere
legt den Bankangestellten dritten Personen gegenüber Stillschweigen auf:
1. „Die Rechner, der Kassierer und die Gehilfen, welche bei der Bank im
Dienste stehen, sind als von dem Range ihres Adels nicht herunter
gekommen zu betrachten, trotz den Gehalten, welche sie beziehen, denn ihre
Leistung betrifft hauptsächlich den Dienst sür die Majestät und das ge
meine Wohl."
2. „Man gebe niemand Aufschluß über andere, außer dem Anfragenden über
sich selbst, desgleichen dessen bevollmächtigten Erben usw., bei Strafe des
Amtsverlustes und noch größerer Strafe."
Schlechte Erfahrungen, die nian mit den Privat-Girobanken in Venedig
gemacht hatte, — die Mehrzahl war nach kürzerem oder längerem Be
stehen zusammengebrochen ! ) — führten im Jahre 1587 zur Errichtung
einer S t a a t s - G i r o b a n k, des bekannten Banco di R i a 11 o.
Ihre Geschäftsführer wurden vom Senat ernannt und vom Staat be
soldet. Die Bank war össentliche Hinterlegungsstelle, und sämtliche
') Siehe darüber mein „Bankgeschäft" a. a. O.
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