Gründer der „Deutschen Volksversichrrung" beiseite und wandte
sich zu denen, deren „Eigennutz" er bisher so hart verdammt hatte,
zu den alten Volksversicherungsgesellschasten. So kam das „Kartell"
zustande.
Mas aber bezweckte Herr Geheimrat Kapp damit ? Er mußte sich dar
über im klaren sein, daß dieses Kartell die Aufgaben nicht erfüllen koirnte,
die der geplanten gemeinnützigen Volksversicherungsgesellschaft zu
gedacht waren. Wo sollte die große Masse das Vertrauen her
nehmen zu diesem Gebilde? Wo sollte die Geschlossenheit in der
Organisation herkommen, ohne die gerade ein Volksversicherung's-
unternehmen niemals gedeihen kann? Mit diesem inhaltlosen Werk
fertig zu werden, konnte der „Volksfürsorge" nicht schwer fallen.
Trotzdem schloß Herr Kapp das Kartell ab.
Und welches ist der Inhalt dieses Kartells? Nach eigenen An
gaben seines Schöpfers „will es die weitere Entwicklung der Volks
versicherung fördern", „es nimmt hierzu die Schaffung einheitlicher
Einrichtungen in Aussicht", „es will auf den freien Wettbewerb nicht
verzichten", „es will die nachteiligen Wirkungen eines scharfen Kon
kurrenzkampfes tunlichst vermeiden", „es behält sich die Schaffung
eines Verbandes vor". Danach erschöpft sich der wesenlose Inhalt
dieses Kartells, das seinen Namen nicht verdient, in der Verabredung
der vereinigten Unternehmungen, dermaleinst Abmachungen im In
teresse der Volksversichrrung treffen zu wollen. Und das Zustande
kommen dieses Kartells ist für Herrn Kapp, wie er der Oeffentlichkeit
mitteilte, der entscheidende Grund gewesen für die Ablehnung
gemeinsamer ehrlicher Arbeit mit den privaten Lebensversicherungs
gesellschaften und den nationalen Arbeiterorganisationen! Durch
diese Behandlung einer Frage, die vaterländische Interessen so tief
berührt, bekundete Geheimrat Kapp mit vollster Deutlichkeit, daß
ihm bei der Lösung der Volksversicherungsfrage das Zusammen
wirken aller nationalen Kräfte nicht Hauptziel war. Ihm kam es
eben nur darauf an, zu verhindern, daß eine allgemeine ge
meinnützige Volksversicherung geschaffen würde. So bleibt auf Herrn
Geheimrat Kapp die schwere Schuld lasten, daß er um Sonderinter
essen seiner Anstalten willen sich nicht gescheut hat, die Lösung der
bedeutsamen nationalen Volksversicherungsfrage aufs schwerste zu
gefährden. Der Vorwurf ist hart, aber er ist berechtigt.
Daß die bestehenden Volksversicherungsgesellschaften sich zu
diesem Kartell mit ihrem schärfsten Feinde hergaben, ist leicht ver
ständlich. Wenn neben die „Volksfürsorge" eine gemeinnützige Ge
sellschaft trat, in der eine Reihe der bedeutendsten Lebensversiche
rungsgesellschaften zusammen mit den öffentlichen Lebensversicherungs
anstalten und Hand in Hand mit allen großen nationalen Verbänden
arbeiteten, so mußte das für sie eine sehr gefährliche Konkurrenz
werden. Sie wären also töricht gewesen, wenn sie die Hand des
Herrn Kapp ansgeschlagen hätten, als dieser ihnen den Weg zeigte,
entweder das Entstehen der „Deutschen Volksversicherung" über
haupt zu verhindern oder aber doch zum mindesten die Kräfte
des neuen Unternehmens von vornherein zu zersplittern und so die
Stoßkraft wesentlich abzuschwächen. Daß es Herr Kapp auch mit ihnen
nicht ernst meinte, darüber werden sie keinen Augenblick im Zweifel
gewesen sein. Da sie aber nach der ganzen Struktur der öffent
lichen Anstalten diese kaum zu fürchten hatten, so konnten sie ruhig