Der Goldbestand der Emissionsbanken kein Maß der Notenausgabe.
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Und dieser Goldschatz, so groß er auch sein mag, wird für das Ver
antwortlichkeitsgefühl derEmissionsbankdkrektoren immerwinzig klein erscheinen?)
Ist es doch immer nur das unbedingte Vertrauen in die Eknlösbarkeit der
Banknote, das ihre Inhaber davon abhält, die Noten zur Einlösung vor
zuzeigen. An dem Tage, wo die Einlösbarkeit zweifelhaft erscheint, werden
sämtliche Noten der Emissionsbank zur Einlösung vorgezeigt. Und das wäre
der Bankerott der Notenbank und zugleich auch die Unterbrechung aller
Geschäfte, die bis dahin von den Banknoten vermittelt wurden.
Das Vorgehen der Notenbanken ist also verständlich. Aber was hat
das alles, was hat der Goldschatz, die Eiitlösbarkeit, der Diskontosatz eigentlich
mit dem Zwecke des Geldes, dem Warenaustausch zu tun?
Die Schwierigkeiten, aus die die Emissionsbanken stoßen, rühren daher,
daß sie den Charakter des Geldes als Tauschmittel der Waren verkennen,
daß sie sich nicht uin die Warenpreise kümmern, daß es ihnen einerlei ist,
ob die Preise steigen oder fallen. Würden sie bei den Emissionen sich nach
den Warenpreisen statt nach dem privatwirtschaftlichen Geldhunger und ihrem
Goldschatz richten, würden sie bei steigenden preisen (Hochkonjunktur) den
Diskont glatt verweigern, so würden auch keine Verschiebungen in dem be
stehenden Verhältnis zum Warenimport vorkommen und die Schwankungen
in der Zahlungsbilanz würden vermieden werden.
Die Warenpreise, nicht der Goldschatz sollen das Maß des Geldbedarfes
sein. Es genügt, daß dieser Grundsatz in allen Ländern anerkannt wird, um
die Schwankungen km Goldbestand der Emissionsbanken auf ein Minimum
zu beschränken.
Das Geld ist Tauschmittel der Waren, und wo in der Verwaltung des
Geldes die Richtlinien anderswo als bei den Waren gesucht werden, da
kann man auch sicher sein, daß irgend etwas in Unordnung geraten wird.
Der Goldschatz ist im System der Goldwährung ein Mittel zur Regulierung
der Emissionen, aber als Maß des Geldbedarfes kann er niemals gelten.
Wenn der Goldexport (resp. Import) jeder nationalen Vermehrung oder
Verminderung der Noteneinession sofort auf dem Fuße folgte, so könnte
der Goldschatz wenigstens als Maß des internationalen Geldbedarfes km
System der Goldwährung gelten. Aber das ist nicht der Fall. Genau wie
die durch die Banknote erzeugte Hausse Zeit braucht, um das Gold der
Industrie zuzuführen, so braucht auch bei einer einseitig nationalen Hausse
die Banknote Zeit, um die Zahlungsbilanz zu beeinflussen und uin das Gold
über die Grenze zu werfen. Während dieser Zeit richtet sich die Volkswirt
schaft auf die erhöhten Preise ein, und wenn dann in der Notenbank die
Gefahr erkannt wird, so kann sie nicht bremsen, ohne eine Krise auszulösen.
Denn Bremsen heißt in diesem Falle auf die Baisse hinarbeiten und Baisse
heißt Krise. Und ist die Krise nicht der Beweis des Bankerottes der
Währung? Was könnte durch den Bankerott der Währung (einerlei wie
man sich diesen denkt) der Volkswirtschaft denn noch Schlimmeres erwachsen
*) Welchen persönlichen Gewinn könnte anch einem Staatsbeamten die lübernahme einer
Verantwortung bringen? Der Bürokrat läßt lieber ein Reich zugrundegehen, ehe er sich mit einer
Verantwortung belastet.