Full text: Die Entwicklung der deutschen Stahlindustrie mit besonderer Berücksichtigung der Martinstahlerzeugung und der Bedeutung des Schrottes für dieselbe

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ausreichten, um den Eigenverbrauch zu decken, so konn 
ten sie doch für die neuen Erfindungen, nicht nutzbar 
gemacht werden, Denn der Phosphorgehalt der in Ober 
schlesien hauptsächlich geförderten Brauneisensteine ist 
für das Bessemerverfahren zu hoch und für das Thomas 
verfahren zu niedrig. Heute reichen die im Industriebe 
zirke Schlesiens gegrabenen Erze bei weitem nicht mehr 
aus, um den Selbstbedarf zu decken und machen nur 
noch den vierten Teil des oberschlesischen Erzverbrauches 
aus. Bei dem großen Erzmangel werden verhältnismäßig 
viele andere eisenhaltige Schmelzmaterialien im Hochofen 
verhüttet, z. B, Schlacken, Walzensinter und Eisenschrott, 
Da auf diesen Erzsurrogaten für Oberschlesien hohe 
Frachtsätze liegen, so war es für diesen Industriebezirk 
bedeutend wirtschaftlicher, diese Materialien, vor allem 
den Eisenschrott, nicht erst im Hochofen durch Zusatz 
von phosphorhaltigen Rasenerzen zu Thomasroheisen um 
zuschmelzen, sondern gleich im Martinofen zu Stahl um 
zuarbeiten, So fand denn das Martinverfahren in Ober 
schlesien rasch Eingang und wurde für die dortige Stahl 
erzeugung von maßgebender Bedeutung, Auf den sämt 
lichen 10 vorhandenen Flußeisenwerken geschieht die 
Stahlfabrikation im Martinofen; allerdings sind auf zwei 
von diesen Werken neben den Martinöfen auch noch 
Thomaskonverter im Betrieb. Im Ganzen sind 46 Oefen 
mit einem Gesamtfassungsvermögen von 1185 Tonnen in 
Oberschlesien vorhanden. 
In Westdeutschland gestaltete sich die Entwicklung 
der Eisenindustrie ganz anders, und zwar sind dort wieder 
zwei Bezirke gesondert zu behandeln. Dies sind der 
Saar-Lothringer-Luxemburger-Bezirk einerseits und der 
niederrheinisch-westfälische Bezirk andererseits. Da früher 
als Brennstoff im wesentlichen nur Holzkohle bei der Ver 
hüttung von Erzen in Betracht kam, so war die Grund
	        
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