122 Dritter Abschnitt. Einfluß des Konjunkturwandels und der Krisen.
hat, ob dieser Wandel der Konjunkturen in kurzen Perioden, in jähem:
Auf und Ab, unvermutet und unerwartet aufeinanderfolgt, oder ob
diese Konjunkturwellen sich abflachen und anstelle dieser plötzlichen
schroffen Wandlungen ein ruhigerer und gleichmäßigerer Gang des
ganzen Wirtschaftslebens tritt.
Es sind vor allem zwei Faktoren, von denen diese letztere Mög
lichkeit abhängig ist. Einmal davon, ob es gelingt, in einer Volks
wirtschaft als Ganzer auf irgendwelchen Wegen zu Maßnahmen zu
kommen, welche geeignet und stark genug sind, auf diese Schwan
kungen beruhigend und ausgleichend einzuwirken, und weiterhin
davon, ob es für die einzelnen Wirtschaften eines Landes möglich ist,
innerhalb gewisser Grenzen einen kommenden Konjunkturumschwung
vorauszusehen und dementsprechend ihre Maßnahmen zu treffen.
In je umfassenderer und gründlicherer Weise dies geschehen kann,
um so weniger wird weder der Aufstieg, noch der Abstieg der Kon
junktur das wirtschaftliche Leben ganz unvorbereitet treffen und un
günstig beeinflussen können.
Bei diesen Fragen der sogenannten Konjunkturpolitik,
welche später, ihrer großen Bedeutung entsprechend, noch eine be
sondere Behandlung erfahren wird, handelt es sich vor allem darum,
die Anzeichen und Symptome eines herannahenden Konjunkturum
schwunges möglichst frühzeitig zu erkennen. Zum Teil zeigen sich
diese Vorboten schon an den Punkten, welche eben besprochen
worden sind. So z. B. auf dem Gebiete der Preisentwicklung. Die
Erfahrung zeigt, daß gegen Ende der Hausse die Preise, vor allem
diejenigen der Rohstoffe, sehr stark anzuziehen pflegen, daß dann
diesen hohen Preisen gegenüber eine gewiss© Zurückhaltung der
Käufer einsetzt, welche dann in sich Tendenzen zu einem Umschwung
der Konjunktur in sich birgt. Noch während der Hausse, während die
Werke noch voll beschäftigt sind, beginnen dami vielfach Bestellungen
und Aufträge zurückzugehen.
Weit stärker und auch weit deutlicher wahrnehmbar zeigen
sich jedoch diese Symptome eines beginnenden Konjunkturwandels
auf dem Geld- und Kapitalmärkte. In seiner Entwicklung
findet man dafür die besten und deutlichsten Anzeichen. Der Be
trachtung dieser Veränderungen auf dem Geld- und Kapitalmarkt im
Wandel der Konjunktur wollen wir uns nun zuwenden. Von da aus
ergibt sich dann leicht und zwanglos der Übergang von der Bcs-
trachtung der Merkmale der Konjunktur zu den Symptomen und An
zeichen des Konjunkturwandels.