4. Der Kapital- und Geldmarkt.
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häitnisse in der Depression umgekehrt liegen. Mit den Änderungen,
die sich auf diese Weise in der Handelsbilanz eines Landes voll
ziehen, müssen auch Einwirkungen auf den internationalen
Zahlungsverkehr stattfinden. Zwar wirken ja neben der Handels
bilanz noch zahlreiche andere Faktoren auf die Zahlungsbilanz ein
und es mag schon sein, daß diese letzteren Faktoren sich nach einer
Richtung hin entwickeln, daß damit die ungünstige Wirkung der
Verschiebungen in der Handelsbilanz auf die Zahlungsbilanz in den
Zeiten einer guten Konjunktur aufgehoben wird. Aber dies ändert
nichts daran, daß solche Tendenzen vorhanden sind.
Veränderungen in der Zahlungsbilanz eines Landes müssen auch
Veränderungen auf dem Markte der Zahlungsmittel hervorrufen, mit
denen im internationalen Verkehr die Zahlungsausgleichungen er
folgen. Die Zahlungsmittel, welche hierfür in erster Linie in Frage
kommen, sind Wechsel (Devisen), die auf das Ausland zahlbar sind.
Der Kurs dieser Wechsel kann also ein leidlich brauchbares Bild
davon geben, wie sich zu einer gegebenen Zeit für ein Land das
Saldo seiner Verbindlichkeiten und 'Forderungen im Weltverkehr
gestaltet. Wenn wirklich, wie oben dargelegt, in den Zeiten einer
aufsteigenden Konjunktur die Passivität der Handelsbilanz zunimmt,
und wenn den Einwirkungen der Handelsbilanz auf die Zahlungs
bilanz nicht gleichzeitig andere Faktoren entgegenwirken, dann
müssen sich in solchen Zeiten die Wechselkurse für das betreffende
Land ungünstiger gestalten. Wir wollen uns zunächst wieder einmal
die Tatsachen an der Entwicklung der Wechselkurse für den Zeitraum
von 1896—1913 betrachten.
Es betrug in Berlin der Wechselkurs auf:
Jahr
London
Newyork
1896
20,40
418,12
1897
20,37
418,56
1898
20,43
420,91
1899
20,44
419,63
1900
20,46
420,12
1901
20,41
418,53
1902
20,45
419,37
1903
20,42
419,64
1904
20,41
419,04
Jahr
London
Newyork
1905
20,4-4
419,76
1906
20,46
421,10
1907
20,47
420,70
1908
20,46
419,3S
1909
20,4-4
419,34
1910
20,47
420,15
1911
20,46
420,25
1912
20,48
420,08
1913
20,47
419,94
Man sieht, wie in den Jahren einer günstigen Konjunktur der
Wechselkurs sieh für Deutschland ungünstiger gestaltet, als in den
Jahren der Depression. Eine ausgesprochene Parallelität ist freilich
nicht vorhanden. Sie ist auch nicht zu erwarten. Denn einmal
Mombert, Studium der Konjunktur. 11