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Erster Abschnitt. Die Erklärungen der Wirtschaftskrisen.
zweige voneinander wird die partielle Überproduktion zu einer all
gemeinen. Die Preise aller Waren sinken, und es tritt eine allgemeine
Geschäftsstockung ein.“ (S.249—50.)
Bei einer proportionellen Einteilung der gesellschaftlichen Produk
tion müßte, wie Tugan-Baranowsky nachzuweisen sucht, auch die Nach
frage eine entsprechende Erweiterung erfahren, da jede neuprodu
zierte Ware eine neuerschienene Kaufkraft für die Erwerbung anderer
Waren bedeutet. Aus dieser, heute unvermeidlichen Disproportionali
tät in der Entwicklung der einzelnen Produktionszweige ergibt sich
für ihn dann der unvermeidliche Widerspruch in der kapitalistischen
Produktion, daß die Konsumtion als bestimmender Faktor für das
Wirtschaftsleben so gut wie ganz zurücktritt und daß die Produktion
das beherrschende Moment der wirtschaftlichen Entwicklung wird.
Aus den Widersprüchen der kapitalistischen Produktionsweise, aus
der Tatsache, daß die Produktionsmittel Personen gehören, welche an
der Produktion nicht teilnehmen, und aus der Planlosigkeit der
gesellschaftlichen Produktion müssen also heute diese Krisen ent
stehen.
„Aus dem Vorhandensein dieses Widerspruches geht aber die be
schränkte historische Rolle des Kapitalismus klar hervor; die
kapitalistische Gesellschaft ist eine Klassengesellschaft, die kapi
talistische Organisation ist eine Wirtschaftsorganisation im Interesse
nicht der gesamten Bevölkerung, sondern nur ihrer unbedeutenden
Minorität — der Besitzer der Produktionsmittel. Daher muß die weitere
Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft zu ihrer Umwandlung in
eine höhere Form führen, die dieses Widerspruches entkleidet sein
wird. Die Organisation der Volkswirtschaft muß ebenso planmäßig
von einem einheitlichen Gedanken durchdrungen und im Interesse
ihres Subjekts, der Gesellschaft, aufgebaut werden, wie planmäßig,
zielbewußt und im Interesse ihres Subjektes die Privatwirtschaft
heute aufgebaut ist. Solche Wirtschaftsorganisation heißt aber So
zialismus.“
Diese Disproportionalität der einzelnen Produktionszweige, die
sich im Verlauf der Hausse herausgebildet, eine Lehre, die sich in
ihren wichtigsten Bestandteilen bereits bei der klassischen National
ökonomie vorfindet, bildet auch einen wesentlichen Bestandteil
anderer neuer Krisentheorieen, so vor allem von derjenigen von
Spiethoff. Dieser hat sich jedoch zum Teil andere Ziele gesetzt
als Tugan-Baranowsky. Ihm kommt es nicht so sehr darauf an,
die Krise als solche zu erklären, als vielmehr eine neue Analyse der
Hausse in ihren ganzen Gestaltungen und Wirkungen zu geben. Dieses
Streben geht vor allem von der neuerdings von manchen vertretenen