Indirekte Einflüsse auf die Kaufkraft.
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Wir haben gefunden, daß steigende Preise nach einem höheren nomi
nellen Zins und fallende Preise nach einem niedrigeren Zins streben, daß die
Anpassung im allgemeinen aber unvollständig ist. Mit einem anfänglichen
Steigen der Preise tritt infolge der Tatsache, daß der Zins sich nicht sofort
anpaßt, eine Erweiterung der Anleihen ein. Dem kreditsuchenden Unter
nehmer bringt dies Gewinn, und sein Bedarf an Anleihen dehnt den
Depositenumlauf weiter aus. Durch diese Ausdehnung steigen die Preise
noch höher, ein Kesultat, das durch die Steigerung der Umlaufsgeschwindig
keiten verschärft wird, wenn es auch einigermaßen durch eine Zunahme des
Geschäfts eine Abschwächung erfährt. Wenn sich der Zins den steigenden
Preisen angepaßt hat und sowohl Anleihen wie Depositen die durch die
Bankreserven und andere Bedingungen festgesetzte Grenze erreicht haben,
so macht die Tatsache, daß die Preise nicht mehr steigen, eine neue An
passung notwendig. Wer sein Geschäft unverhältnismäßig erweitert hat,
findet nun die hohen Zinsraten drückend. Die Folge davon sind Zahlungs
einstellungen, die dann eine Handelskrisis hervorrufen. Eine Reaktion
setzt ein; die umgekehrte Bewegung nimmt ihren Anfang. Einem einmal be
gonnenen Fallen der Preise wohnt die Tendenz zu seiner Beschleunigung inne,
und zwar aus Gründen, die mit denen, die in der entgegengesetzten
Situation wirken, genau übereinstimmen.
V. Kapitel.
Indirekte Einflüsse auf die Kaufkraft.
§1.
Bisher haben wird die Beeinflussung des Preisniveaus durch den Handels
umfang, die Umlaufsgeschwindigkeiten des Geldes und der Depositen und
durch die Quantität des Geldes und der Depositen in Betracht gezogen. Dies
sind die alleinigen Einwirkungen, welche das Preisniveau direkt treffen können.
Alle anderen Einflüsse auf die Preise müssen sich durch diese fünf geltend
machen. Es gibt Myriaden von Einwirkungen (außerhalb der Verkehrs
gleichung), die die Preise mittels der aufgeführten fünf berühren. In diesem
Kapitel wollen wir die hauptsächlichsten Einflüsse kennzeichnen, mit Aus
nahme derer, welche die Quantität des Geldes (G) betreffen; letztere werden
in den beiden folgenden Kapiteln erörtert.
Wir wollen zunächst die äußeren Einwirkungen erwägen, die den Um-