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Schlachtfeld neben unseren Männern und geht der Marsch
auch nicht durch Wälder und Moräste, so ist es doch der
alte Geist, der ungetrübt durch zwei Jahrtausende sich in
uns rührt, nur in tieferer und feinerer Weise; es ist noch
der Ruf des freien nordischen Weibes, der heute die Welt
durchklingt. Wenn auch heute für uns alle das Schlacht
feld in Laboratorien und Werkstätten, im Gerichtshof oder
Studierzimmer liegt, im Versammlungssaal, auf dem Markte
oder der politischen Arena, wenn wir auch mit der Feder
anstatt mit dem Schwert, mit dem Kopf, nicht mit dem
Arm kämpfen, so stehen wir doch den Männern, die wir
lieben, zur Seite, „mit ihnen im Kampfe zu wagen und im
Frieden zu leiden“, wie es einst der Römer von unseren
alten nordischen Frauen geschrieben. Diese Frauen, von
denen uns die alten Schriftsteller erzählen, daß sie barfuß
und weiß gekleidet dem nordischen Heerbann auf dem
langen Marsch nach Italien voranschritten, sie waren von
dem Gedanken beseelt, ihr Volk in ein Land zu führen, in
dem die Sonne wärmer scheint und reichere Früchte ge
deihen ; und wir heute glauben, ein Land zu erkennen, das
in herrlicheres als in leuchtendes Sonnenlicht gebadet ist
und reichere Früchte trägt als die Sinne erfassen können;
und hinter uns, glauben wir, folgt uns eine längere Heer
schar, als irgendeine unseres Volks oder Geschlechts; der
Schall der Tritte, den wir hinter uns hören, ist der der
Frauen der ganzen Erde, die in sich die ganze Menschheit
tragen. Der noch kaum sichtbare Pfad, den wir heute aus
treten, wird, so glauben wir, die breiteste und ebenste
Straße des Lebens sein, auf der die Menschenkinder in
höherer Gemeinschaft und Harmonie dahinschreiten wer
den. Das Banner, das wir heute entfalten, ist nicht neu: es
ist das Banner der alten, freien, monogamen, arbeitenden
Frau, das schon vor zweitausend Jahren über den Wäldern
Europas wehte. Wir werden es weiter tragen, jede Genera
tion, die fällt, wird es der folgenden weiterreichen, bis wir