Full text: David Ricardo und die Grenzwerttheorie

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die großen Züge in der Entwickelung des menschlichen 
Geistes aus den Augen verliert, gelegentlich der Unter 
suchung der schädlichen materiellen und moralischen 
Wirkungen der merkantilen Prohibitionen und Zölle 
sagt er die folgenden Worte, die aus einer tiefen Beob 
achtung stammen: „Es verdient bemerkt zu werden, 
was die Erfahrung uns lehrt, daß die Billigkeit des 
Weines keine Ursache des unmäßigen, sondern des 
mäßigen Weingenusses zu sein scheint. Die Einwohner 
der weinbauenden Länder scheinen im allgemeinen die 
Enthaltsamsten zu sein. Die Leute sind selten über 
mäßig in dem, was ihre tägliche Kost bildet . . 
Die letzten Worte brauchen nur die Analyse und 
die Formulierung eines scharfsinnigen Kopfes, eines 
Jevons, Menger oder Böhm-Bawerk, und die Grenz 
nutzentheorie ist da; sie ist hier latent, in nuce ent 
halten, also eine so epochemachende Entdeckung ist sie 
trotz der anerkannten Verdienste ihrer scharfsinnigen 
Fortbildner doch noch nicht. 
Und sollte nun vielleicht Ricardo diese Aussprüche 
auch bei A. Smith nicht beachtet und gekannt, die 
Bedeutung des darin enthaltenen Gedankens nicht ge 
ahnt haben, Ricardo, der so viele wirtschaftliche und 
soziale Phänomene gerade mit einem Seherauge durch 
schaut hat? Eine ungerechte Zumutung, die nur aus 
einem Mißverständnis der gehackten Sätze Ricardos 
entstehen kann. 
Die Ursache, warum Ricardo die sonst elementaren 
und einleuchtenden Phänomene der subjektiven Nutzen 
abschätzungen nicht etwas eingehender behandelt hat, 
ist wohl darin zu suchen, daß er kein gewandter Ka- 
suistiker, kein ins Subjektive eingehender, plastisch dar 
') A. Smith, Wealth of nations, ed. Mc. Culloch, IVbook 
3<J Ch., p. 384.
	        
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