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Auch David Hume, der große Philosoph, Zeit
genosse und Freund der französischen Physiokraten,
Enzyklopädisten und Sensualisten, der „erste Chorführer
des goldenen Zeitalters der klassischen volkswirtschaft
lichen Literatur der Engländer“ (Roscher, Geschichte
der englischen Volkswirtschaft) gibt tüchtige Ansichten,
den physiokratischen nahe stehend, über die Wertbildung
kund: „Jedes Ding in der Welt wird durch Arbeit er
langt, und unsere Begierden sind die einzige Ursache
der Arbeit“ (Every thing in the world is purchased by
labour and our passions are the only causes of labour) 1 )
— wie ähnlich mit den später zu entwickelnden Grund
ideen Ricardos! — Dann über den wichtigen, schon
hervorgehobenen Punkt, daß die Wertqualität der Dinge
in der Beschaffenheit unseres Geistes ihre Ursache habe,
d. h. daß die Wertgebung die Dinge nur in einen neuen
psychischen Status für uns erhebe, sagt er richtige und
schöne Worte: „Wir haben schon untersucht, daß keine
Objekte an sich wünschenswert oder abscheulich, wert
oder verächtlich sind; sondern, daß die Dinge diese ihre
Qualitäten von dem besonderen Charakter und der Be
schaffenheit des Geistes ableiten, der sie schätzt.“ 2 )
Der gute Adam Smith bleibt auch nicht blind
dieser psychologischen Grundtatsache in der Wertlehre
gegenüber. In seiner feinen Kasuistik, die immer
auf dem Boden des Realen bleibt und sich keiner
„Probierbengel“ zur gezwungenen Veranschaulichung
gepreßter Wahrheiten bedient, aber trotzdem niemals
*) D. Hume, Essays, moral, political and literary; of com
merce, p. 154.
2 ) Essays, The sceptic, p. 101. Ein psychologisch in letzter
Instanz richtiger Gedanke, soweit es sich um die Ursache der Wert
gebung handelt; cum grano salis aber zu nehmen in dem Sinne,
daß die Schwierigkeit der Erlangung als modifizierend die Höhe
der Wertgebung mitbestimmt. Darüber aber später.