Full text: Berliner Banken

Die Macht der Großbanken. 
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industrielle Unternehmungen zu Aktiengesellschaften um 
wandelten oder neue Aktiengesellschaften gründeten. Die 
ses Gründungsgeschäst hat für das deutsche Bankwesen 
manche Gefahren mit sich gebracht, hat aber anderseits 
doch auch ihren dominierenden Einfluß auf Industrie 
und Handel begründet. Die kapitalistische Wirtschaft hat 
natürlich auch in der Industrie den Zug zum Großbe 
trieb begünstigt. Die Notwendigkeit, konkurrenzfähig zu 
bleiben, stellt so große Anforderungen an die Kapitalkraft 
der industriellen Unternehmer, daß nur noch die Form 
der Aktiengesellschaften die großen Kapitalien auftreiben 
kann. In immer mehr Industriezweige hält die Aktien 
gesellschaft ihren Einzug, und ihr aus dem Fuße folgt 
die Macht der Banken. Man hat zwar behauptet, es 
sei falsch, von einer gesteigerten Abhängigkeit der Aktien 
industrie in der Bankwelt zu reden; vielmehr könnten 
die Banken mit demselben Recht, mit dem Friedrich der 
Große sich als den ersten Diener des Staates bezeich 
nete, von sich sagen, daß sie die ersten Diener der In 
dustrie seien. Wie die Dienerrolle der Banken aussieht, 
wird nian am besten ermessen können, wenn man sich 
einmal vorstellt, welches Übergewicht schon im persön 
lichen Leben der Geldgeber dem Schuldner gegenüber 
desitzt. Nun ist gewiß die Bank nicht im eigentlichen 
Sinne des Wortes Geldgeber der industriellen Aktien- 
äesellschast, aber sie vermittelt ihr doch den Aktienkredit 
an der Börse und sehr, sehr oft stellt sie ihr wohl auch 
direkt Gelder auf längere oder kürzere Fristen zur Ver 
fügung. Wesentlich ist das Verhältnis, das sich zwischen 
den Direktoren und den Aussichtsräten im Lause der 
Zeiten herausgebildet hat. Ursprünglich war der Aus 
sichtsrat als ein Kontrollorgan der Direktion gedacht. 
Beide Instanzen sollten sich völlig unabhängig gegen 
überstehen. Dem Akttonär sollte beider Arbeit zugute 
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