Object: Das Hotel- und Gastgewerbe

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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
schon alles Mitnehmenswerte mitgenommen war oder weil zu 
scharf aufgepaßt wurde. Es trat Ruhe ein. Die Hotelbesitzer 
atmeten auf und zählten die Häupter ihrer Lieben, die ihnen 
aus der Andenkenschlacht noch geblieben. Und siehe, es fehlte 
manch’ teures Haupt. 
Ein bekannter deutscher Kurort stellte in seiner Rückschau 
über die Saison fest, daß zwar die Quantität der Kurgäste abge- 
nommen, ihre Qualität aber zugenommen und sich gegenüber 
den Vorjahren wesentlich gehoben habe. Eine erfreuliche Fest- 
stellung, die man auch in anderen Kurorten gemacht hat. Er- 
freulich sowohl für die Gäste, denen man nun wieder Respekt 
entgegenbringen wird, weil auch sie fremdem Eigentum gegen- 
über Respekt haben. Erfreulich vor allem aber für die Gast- 
stätteninhaber, weil sie bei Verwaltung ihrer Betriebe nun 
wieder zu den bewährten Traditionen der Vorkriegszeit 
zurückkehren können. Damit wird auch das „Andenken“ seine 
Auferstehung feiern, das früher, namentlich wenn es sinnig und 
geschmackvoll war, sich bei den Gästen großer Beliebtheit er- 
freute. Habe ich doch selbst solche kleine Nippes oft jahrelang 
aufbewahrt, die mir in diesem oder jenem Hotel bei der Abreise 
verehrt wurden, und die mich dann immer wieder an die in 
jener gastlichen Stätte verlebten Stunden erinnerten., 
Es kann natürlich nicht die Aufgabe dieses Werkes sein, ein 
Verzeichnis von Gegenständen aufzustellen, die sich für Hotels, 
Kurhäuser und Fremdenheime als Andenken eignen. Von 
diesem Werk hoffe ich, daß es ein längeres Leben haben wird 
als sein Erzeuger, und dann würden die Winke bald veraltet 
sein, weil die Andenken genau so der Mode unterworfen sind 
wie die Kleider und Hüte unserer Damen. Aber auch, seien 
wir ehrlich, wie die Kleider der Männer. Einen Wink will ich 
jedoch geben, während ich es sonst der Phantasie jener Industrie 
überlasse, die sich mit der Fabrikation von Andenken- und Zu- 
gabeartikeln befaßt, immer wieder neue Moden auszudenken. 
Ich bitte, mir wieder in das Land der unbegrenzten Mög- 
lichkeiten zu folgen. Obwohl Amerika keinen Weltkrieg 
verloren hat, sind die amerikanischen Damen doch von einer 
wahren Sammelwut beherrscht. Von der Reise müssen sie 
alle möglichen, zuweilen auch unmöglichen Andenken mit- 
bringen. Das war übrigens schon vor dem Kriege so. Die 
amerikanischen Hoteliers wissen das. Da es ihnen nicht gleich- 
gültig sein konnte, daß Löffel und Teller usw., auch wenn sie
	        
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