Full text: Kritischer Beitrag zur Theorie des internationalen Handels

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lich außerdem die Konstruktion einer Grundrente, die nicht in 
den Preis eingeht, sind dann unmöglich. 
Ricardo hat trotzdem, d. h. obgleich er sich offenbar der 
zahllosen Fälle beschränkter Konkurrenz bewußt gewesen ist, die 
Theorie des „natürlichen“ Preises nicht aufgegeben. Es ist nun aller- 
dings vorwiegend eine Entscheidung der Zweckmäßigkeit, eine der- 
artige, in ihrem Geltungsbereich bedeutend eingeschränkte Theorie 
fallen zu lassen oder nicht. Solche Fiktionen haben nur dann Wert, 
wenn sie eine hinreichende Zahl von Erscheinungen zu erklären ver- 
mögen. Wir werden später sehen, daß die Überlegenheit der neueren 
Theorie in bezug auf den Umfang des Geltungsbereiches eine so 
große ist, daß damit die Theorie des „natürlichen‘“ Preises ein für 
allemal überholt sein dürfte. Dadurch, daß sich die Klassiker dennoch 
für ihre Beibehaltung entschieden, mußten sie notwendig zu anderen 
Hilfsprinzipien ihre Zuflucht nehmen, um wenigstens die wichtigsten 
und auffallendsten Erscheinungen ‚der Erfahrung, die sich ihrer 
Theorie nicht einpassen wollten, zu meistern. 
Solches Hilfsprinzip sui generis ist die Theorie des inter- 
nationalen Handels. Mit ihr betraten die Klassiker den Weg zu einer 
konkret-kausalen Erklärung der Preise. 
Wie weit sie ihn beschritten haben, werden wir jetzt ausführ- 
licher zu untersuchen haben. 
Wir sagten schon, daß Ricardo im sogenannten „Gesetz der 
kompgrativen Kosten‘ zum ersten Mal die „Abweichungen“ seiner 
Ansicht nach speziell der internationalen Tauschvorgänge von der 
Äquivalenztheorie formuliert habe. Dieses ‚Gesetz‘ enthält die 
Aussage, daß die Preisbildung der international getauschten Güter 
sich zwischen den Grenzen der innerhalb jedes der tauschenden 
Länder gültigen bzw. potentiellen Tauschwerte dieser Güter be- 
wege. Da sich diese Tauschwerte auch sachlich-quantitativ aus- 
drücken lassen, können wir auch sagen, daß der Preis zwischen den 
potentiellen Arbeitsmengen der beiden Länder liegt oder, an dem 
bekannten Beispiel Ricardos ausgedrückt, daß Portugal bzw. 
England so lange Tuch bzw. Wein beziehen wird, bis das Tuch 
(der Wein) einen Preis erreicht, der dem in Portugal (England) 
möglichen inländischen Tauschwert des Tuches (des Weines), d. h. 
dem relativen Arbeitsmengenverhältnis zwischen Tuch und Wein 
in Portugal (England) gleichkommt. 
Innerhalb dieser Grenzen der portugiesischen und englischen 
Selbstkosten liegt der Preis, das ist in unserem Beispiel: die Tausch-
	        
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