Full text: Kritischer Beitrag zur Theorie des internationalen Handels

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Gedankengänge nicht unerwähnt lässen. Bevor wir also die erste 
Reihe der Beispiele ($8 2—5) weiter verfolgen, gehen wir zur zweiten 
Reihe über, die unter denselben oben erwähnten beiden Voraus- 
setzungen nur unter Verwendung anderer Zahlen die Abhängigkeit 
der Nachfragemengen von dem durch Eröffnung des Tausches frei- 
gesetzten Kapital eines Landes (besser: produktiven Kräften) 
beweisen soll. Mill drückt dieses Ergebnis so aus: „Das ganze Tuch, 
das England mit dem vorher der Leinenerzeugung gewidmeten 
Kapital herstellen kann, läßt sich gegen das ganze Leinen aus- 
tauschen, das Deutschland mit dem vorher der Tucherzeugung 
bestimmten Kapital anfertigen kann‘). 
Oder in eine kurze Formel gebracht: 
n Tuch wird sich immer gegen 2 m Leinen austauschen?), 
Dabei ist 
n = der Menge Tuch, „die England mit der Arbeit und dem 
Kapital, die aus der Leinen-Industrie herausgenommen 
sind, hervorbringt‘“?) ; 
m = der Menge Tuch, die „vorher von Deutschland (zu 
den deutschen Produktionskosten)‘“ geliefert wurde?). 
1) Vgl. Mill, a.a.O. S. 145: „The whole of the cloth which England can make 
with the capital previously devoted to linen, will exchange for the whole of the linen 
which Germany can make with the capital previously devoted to cloth,“ 
2) Vgl. die Ähnlichkeit dieser Formel mit derjenigen v. Mangoldts (Grundriß 
der Volkswirtschaftslehre , Stuttgart 1863, S. 186), nur daß sich dieser hütet, die frei- 
gesetzten Kapitalien als Grund für die Höhe der Nachfrage anzunehmen. Wurden 
bisher in zwei Ländern die Waren A und B beide hergestellt, und zwar 
für das ı. Land A:B= 1:1, 
AB = 
und wurden im ersten Lande mB, im zweiten Lande nA bisher verzehrt, so werden 
nach Eröffnung des Handels 
mA. gegen 2nB 
ausgetauscht werden. Lassen wir vorläufig das mit s und t bezeichnete Moment zu- 
nehmender Ergiebigkeit außer acht, so kommt es offenbar allein auf „das Verhältnis 
zwischen den von jedem Lande bisher verbrauchten Mengen des nun tauschweise zu be- 
ziehenden Artikels“ an. Die Begrenzung der Wirksamkeit dieses Faktors auf bestimmte 
Größenverhältnisse, wie sie v. Mangoldt im folgenden vornimmt, soll in dieser prin- 
zipiellen Untersuchung unberücksichtigt bleiben. Es handelt sich dabei um den Fall der 
Tauschbeziehungen eines großen und eines kleinen Landes. Die gegenseitige Nachfrage 
weicht hierbei der Preisbestimmung der einseitig wirksamen Nachfrage des großen Landes. 
Vgl. ähnlich Nicholson, Principles of Political Economy, Vol. II, London 1897, 
S. 302/03, allerdings in geldwirtschaftlicher Formulierung. 
3) Vgl. Mill, a.a.0O. S. 145: „... which England can make with the labour 
and capital withdrawn from the production of linen,“ „... previously required by 
Germany (at the German cost of production).‘“
	        
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