]. Das staatlose Jch
arum aber „das“ Ich und der Staat und nicht einfach „„Ich“
Miß; der Staat? Weil „Ich““ nur einmal da bin und ,,mein“
Verhältnis zum Staat nur mich angeht und kümmert.
„Das" Ich dagegen ist in unzähligen Exemplaren vorhanden,
und sein Verhältnis zum Staat ist wesentlich für die Möglichkeiten
der Entwicklung, die diesem Staate gegeben sind.
Kein Ich ist einem andern vollkommen gleich. Und doch hat jedes
Ich mit jedem andern Ich wesentliche Merkmale gemeinsam, ohne
die es nicht wäre, was es ist. j
Die unterscheidenden Merkmale müssen bei einer grundsätzlichen
Untersuchung des Verhältnisses des Ichs zum Staat außer Betracht
bleiben, die gemeinsamen Merkmale bestimmen die Natur dieses
Verhältnisses.
Zunächst also: was ist allen Erscheinungsformen des Ichs ge-
meinsam? Im weitesten Sinn und auf den ersten Blick doch wohl
das Dasein in Raum und Zeit. In Raum und Zeit ist auch der
Staat, und es käme zunächst darauf an, die räumlichen und zeit-
lichen Grenzen festzustellen, die das Ich seiner Umwelt, und damit
auch dem Staate gegenüber hat.
Aber — hat das Ich überhaupt Grenzen in Raum und Zeit?
Eine wunderliche Frage! Hier am Tische sitz’ ich. Vor mir steht
ein Teller mit einem Bissen Brot. Kann ein Zweifel daran be-
stehen, daß mein Ich gegen das Brot auf dem Teller räumlich
abgegrenzt ist?
Ich ergreife das Brot mit der Hand, schiebe den Bissen in den
Mund, zerkaue ihn, schluck ihn endlich hinunter. Wo sind die
Grenzen geblieben zwischen meinem Ich und dem Stücke Brot,
das da soeben noch vor mir auf dem Tische lag? Das Brot ist
ein Teil meines Ichs „geworden“’. In welchem Augenblick? Als
ich es mit der Hand ergriff? Ich hätte es ja noch können fallen
lassen! Als sich meine Kinnbacken darüber schlossen? Ich hätte