Full text: Agrarkrisis und landwirtschaftliche Betriebsorganisation

darf, wie ihr bei mittelguter Fütterung gelieferter Jahresmilchertrag nach 
dem dritten Kalbe an Ort und Stelle kostet, es sei denn, daß ihr Schlacht- 
wert höher sei. Heute stehen sogar die Herdbuchtiere des osstpreußischen 
Herdbuches nahe dieser Mindestgrenze, sofern man die ostpreußischen Milch- 
preise zugrunde legt. Legt man die rheinländischen Milchpreise zugrunde, 
so stehen sie erheblich unter dieser Grenze. 
Hat man aber gute Milchtiere, so gilt es heute, dieselben durch hohe 
Kraftfuttergaben auszunutzen wie nie zuvor. Kosten eiweißreiche Kraftfutter- 
mittel pro Pfund halb so viel wie ein Liter Milch, so sind sie billig. Heute 
stehen die Kraftfutterpreise für viele Landwirte erheblich niedriger. Hinzu 
kommt, daß man das Geld, welches man für Kraftfutter zwecks Milch- 
produktion ausgibt, sehr schnell wieder bekommt, sso daß hier die hohen 
Geldzinsen einen am wenigsten drücken. Unter den käuflichen Kraftfutter- 
mitteln aber muß man die eiweißreichsten besonders bevorzugen, zumal, wenn 
man größere Mengen an Rüben, Rübenblättern und Kartoffeln verfüttert. 
Dbenan steht dabei das Sojabohnensschrot. Ich lasse davon auf den von 
mir beratenen Gütern an die besten Milchkühe soviel geben, wie sich mit 
der Gesunderhaltung verträgt. Herr Dr. Hans Zörner, Administrator der 
Herrschaft Görlsdorf in der Niederlausitz, hat einer sehr guten Kuh, deren 
Jahresertrag über 9000 Liter hinausging, zeitweilig 14 Pfund Kraftfutter, 
zum weitaus größten Teil Sojabohnenschrot gegeben. Wir haben es dort 
bei einem Bestand von durchschnittlich 65 Kühen im abgelaufenem Jahre 
auf rund 4300 Liter Durchschnittsertrag pro Kuh gebracht. Der durch- 
schnittliche Kraftfutteraufwand in der Winterfütterungsperiode beträgt 5 bis 
) Pfund. Eine außerordentlich peinliche Leistungskontrolle, scharfe Aus- 
merzung aller nur mittelguten Tiere und Ankauf nur erstklassiger Herdbuch- 
tiere aus dem Osten, die auch Herrn Dr. Zörners Vorgänger, Herr Rücker- 
Embden bereits gründlich geübt hat, hat uns in fünf Jahren auf diese 
Höhe gebracht. Es ist doch kaum zu verantworten, daß in Deutschland 
von allen Milchkühen nur 6 /, unter Leistungskontrolle stehen. In 
dem ausgesprochenen Bauernlande Dänemark, das allerdings weniger Arbeits- 
kühe hat, sind es dagegen 50 /,). Aber z. B. in Ostfriesland stehen 
50 %), aller Kühe unter Leisstungskontrolle, in Ostpreußen trotz der 
gewaltigen Leistungen des dortigen Herdbuchverbandes mit seinem Dr. h. e. 
Jakob Peters an der Spitze nur 24 9s,. 
Nun wird man mir vielleicht einwenden, daß eine allgemeine Steigerung 
der Leistungen unserer Milchviehbesstände bald die Milchpreise stark zum 
Sinken bringen würde. Demgegenüber ist auf den großen, in den beiden 
letzten Jahren wieder riesenhaft angewachsenen Import an Butter, Käse, 
Kondenzmilch und andern Molkereiprodukten hinzuweisen. Vor allen Dingen 
ist daran zu erinnern, daß der Milchkonsum des deutschen Volkes noch 
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