Full text: Rationelle Betriebsführung im Malerhandwerk

Vorstrich machen, und zwar je nachdem es der Untergrund oder die 
Streichfarbe verlangt entweder Kalkmilchvorstrich mit Ölzusatz 
(1 Weinglas voll auf 1 guten Eimer dicken Kalk, in der dünnen 
Kalkmilch hat das Öl keinen Zweck mehr, weil da der Kalk nicht 
mehr die Kraft hat zu verseifen und das Öl nur noch Fettungen ab- 
gibt), oder mit verdünntem Pflanzenleim vorstreichen, bei Knochen- 
leim seifen, bei Kaseinfarbe dünn grundieren und zwar gleich mit der 
richtig getönten Farbe, Dieser Vorstricht ist stets nötig. Es glückt 
schon ab und zu, daß der Anstrich auch so gut wird, aber das Risiko 
ist stets vorhanden und um billig (rationell) arbeiten zu können, soll 
man kein zu großes Risiko einkalkulieren, weil schon sowieso ge- 
nügend Geschäftsunkosten vorhanden sind, Wenn aber in den 
meisten Fällen dann die Arbeit nicht klappt, so ist die schöne Zeit 
verloren. und man macht noch einen Anstrich gratis, wenn nicht der 
vorige Anstrich erst noch entfernt werden muß, Aber ganz besonders 
ist noch zu berücksichtigen, daß wenn der Grund gut ist, und der 
Voranstrich (Grundierung) richtig ausgeführt wird, die Arbeitszeit 
für den fertigen Anstrich um 30—50 Proz, geringer ist, da sonst ein 
teilweise poröser, teilweise fester Grund die Arbeit sehr erschwert, 
auch der Anstrich unansehnlich auftrocknet, die Farbe teilweise 
herunterläuft, und außerdem der Meister noch den Nachteil hat, daß 
er bedeutend mehr Farbe benötigt, wie er für den Grundanstrich 
verwenden mußte. Nicht zu vergessen ist dabei, daß die Ermüdung 
der Arbeiter viel früher einsetzt, weil diese Arbeit _anstrengender 
ist als bei fachmännischer Ausführung, | 
Ich habe einmal die Probe gemacht an 2 Treppenhäusern, die 
sich ganz gleich waren, Dieselben waren tapeziert, die Tapete wurde 
entfernt, Ich hatte in jedem Treppenhaus 2 Gehilfen. Dieselben 
hatten den Auftrag, zuvor die Tapete zu entfernen. Eine Treppen- 
hauswand wurde eingeweicht und die Tapete abgekratzt. In zwei 
Tagen war die Tapete herunter, Im Nebenhaus gab ich Anweisung, 
die ganzen Tapeten einzuweichen. Unten angekommen, wurde oben 
wieder angefangen und wieder heruntergewässert, und so noch einmal 
bis Mittag, und am Nachmittag wurde abgekratzt, Die Tapete fiel 
herunter und am Abend war dieselbe Arbeit fertig, für die im Neben- 
hause die doppelte Zeit nötig war. Jetzt wurden beide Treppen- 
häuser gründlich mit Kalkmilch grundiert, damit der Kleisterrest 
aufgelöst wurde, Ich hatte der Kalkfarbe gleich Mischfarbe zugegeben, 
um den Wandton schon zu heben, Ich habe dann das Treppenhaus, 
in dem die Tapete in einem Tage entfernt worden war, zunächst 
grundiert (verdünnter Sichelleim) und dann gestrichen, und ‚die 
Wände waren wie ein Stück. Papier. Im andern Treppenhaus habe 
ich, weil schon 2 Tage abgekratzt war, versucht, mit derselben Farbe 
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