Full text: Bolschewismus, Fascismus und Demokratie

} Dies wäre ohne den Krieg schon eingetreten und wird sicherlich eintreten, 
sobald keine Kriegsgefahr mehr besteht. Denn jede Kriegsgefahr verlangt die 
Unterwerfung aller Kräfte unter einen Willen und ihre Zusammenfassung 
zu einem einzigen Zweck, dem Streben nach Macht, das dem Verlangen nach 
Entwicklung entgegengesetzt ist. Die heutige Unbeständigkeit ist das größte 
Hindernis für eine starke, freiheitliche und demokratische Regierung. 
) Jede politische Freiheit hat zur Voraussetzung, daß alle Bürger gleiche 
politische Rechte besitzen, daß die vollziehende Gewalt den Willen der Mehr- 
heit ausdrückt und unter der Kontrolle von Vereinigungen und selbständigen 
Organen steht. In diesem Sinn bedeuten Bolschewismus und Fascismus die 
absolute Verleugnung der Freiheit. Die Demokratie stellt nicht nur eine Re- 
gierung dar, die jedes Vorrecht der Geburt und Überlieferung ausschließt, 
sondern eine solche, unter der alle Bürger frei und ihren Fähigkeiten gemäß 
an dem Leben des Staates teilnehmen können. In diesem Sinn sind Bolsche- 
| wismus und Fascismus auch die absolute Verleugnung der Demokratie. 
] 
DER VERFALL EUROPAS ALS FOLGE DER NEIGUNG ZUR GEWALT- 
TÄTIGKEIT UND DES MANGELS AN FRIEDEN UND FREIHEIT. DIE 
UNAUSBLEIBLICHE RÜCKKEHR ZU DEN LIBERALEN VERF ASSUNGEN 
Bei seiner jetzigen, durch eine Folge von wirtschaftlichen und politischen 
Krisen entstandenen Aufteilung kann Europa nicht zur Sicherheit und zum 
Frieden zurückkehren, wenn es nicht zu den Grundsätzen der Demokratie 
und Freiheit zurückfindet. In den internationalen Beziehungen herrscht jetzt 
ein Regime der Unbeständigkeit, das, wie wir sahen, immer zur rohen Gewalt 
führt. Die Freiheit kann nicht in Sicherheit leben, und die Demokratie kann 
nicht gesund und wirksam sein, wo Krieg, Revolution und Reaktion drohen. 
Ich spreche so oft von der Wirkung einer schlechten Presse — vor allem 
von der Presse der Kriegsgewinnler, die in Italien anschaulich Haifische ge- 
nannt werden — weil die Worte im Leben der Völker tieferen Haß erzeugen 
als die Taten. Andererseits kann man nie _Worte und Taten genau unter- 
scheiden. Das Wort ist der mächtigste Rufer der Tat. Man glaubt schließlich 
oft, was man sich einbildet, und man tut, was man glaubt. Wort und Haltung 
sind im Leben der Einzelnen wie der Völker ebenso wichtig wie Taten; sie 
bestimmen das Handeln und regeln die Taten. 
Es gibt Interessen-Konflikte und Verluste, die man vergessen kann. Viel 
XV. 
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