Full text: Die Ukraine und der Krieg

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sten beinahe das gesamte heutige Gebiet des ulrainischen 
Volkes unter ihrer Oberherrschaft. Die staatliche Organisierung 
dieses großen Gebietes geschah unter stark em g er mani- 
schen Einfluß, was die älteste ukrainische juridische Ter- 
minologie und die Namen der Kijewer Staatsmänner, die in 
den schriftlichen Handelsverträgen der Kijewer Fürsten mit 
Bysanzium erhalten worden sind, zur Genüge beweisen. Dieser 
germanische, den ukrainischen Staat ordnende Einfluß kam von 
Norden her, nämlich von Skandinavien. 
Die Kijewer Großfürsten treten in der Geschichte unter 
dem Namen ,, Rußj“’ (nicht zu verwechseln mit Rußland) auf. 
Der Name ,Ukraina“‘ ist nicht viel jünger als der Name ,Rußj". 
Er ist schon in den Chroniken des 12. Jahrhunderts zu finden 
und die Volkslieder bezeichnen unser Land und Volk nur mit 
dem Namen ,Ukr aina'!, „ukrainissch!'. Der Name ,,Ulein- 
rußland‘’ wurde später von den moskowitischen Herrschern aus 
russifizierenden Rücksichten auf administrativem Wege eingeführt. 
Mit der Zeit eroberten die ukrainischen Kijewer Fürsten auch 
die Nachbarländer, unter anderen auch diejenigen, welche da- 
mals von den finnischen und nordosstslawischen Stämmen im 
QMellengebiete des Flusses Wolga, an der Moskwa und Kama 
bewohnt wurden. Die Staatsbezeichnung ,„Rußj“" erstreckte sich 
also auch auf die eroberten Gebiete. 
Im 12. Jahrhundert wurden die ukrainischen Steppen von 
den mongolischen Nomadenvölkerschaften (Petschenegen, Ku- 
manen u. a.) überschwemmt, welche durch ihre Plünderungen 
den Kijewer Staat bedeutend schwächten. Allmählich verlor 
Kijew die Bedeutung als ukrainisches Staatszentrum, das sich 
nun nach Westen verschiebt. Noch in demselben Jahrhundert 
entsteht im heutigen Galizien ein mächtiger ukrainischer Staat 
mit der Hauptstadt Hal y ts ch am Dniestr, welcher das heutige 
Ostgalizien, Wolhynien und die Nachbargebiete bis zum Schwar- 
zen Meer umfaßte. 
Im 13. Jahrhundert zerstörten die Tatar en Kijew samt 
anderen ukrainischen Städten und Ländern im Flußgebiete des 
Dniepr. Die staatliche Selbständigkeit behielt noch hundert Jahre 
lang der galizisch-wolhynische Staat.
	        
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