Full text: Theoretische Sozialökonomie

8 3. Die Produktion. 13 
weder in absolut begrenzten Mengen vorhanden oder sie können durch 
Steigerung der Leistungen der wirtschaftenden Menschen vermehrt 
werden. Im letzten Falle ist die Knappheit des Gutes durch die Be- 
dingungen einer solchen Steigerung gegeben. Diesen Fall lassen wir 
aber, wie schon bemerkt, in diesem ersten Buche außer Betracht. 
83. Die Produktion, 
Die Knappheit eines materiellen Gutes ist zuweilen eine absolute, 
indem der vorhandene Vorrat des Gutes nicht vermehrt oder, wenn 
verbraucht, nicht ersetzt werden kann. Meistens ist es aber möglich, 
neue Güter derselben Art herzustellen und damit den Vorrat zu ver- 
mehren oder den Verbrauch zu ersetzen. Da ein Gut, das mit einem 
anderen vorhandenen oder verbrauchten identisch ist, offenbar nicht 
hergestellt werden kann, kann die Knappheit nur dann überwunden 
werden, wenn die einzelnen Güterexemplare derselben Güterart sich 
gegenseitig vertreten können, d. h. wenn das Bedürfnis sich lediglich 
auf eine gewisse Güterart, nicht auf ein individuell bestimmtes Gut 
richtet. Ein altes Gemälde kann wohl kopiert werden, ist aber das Ver- 
langen wesentlich auf den Besitz des Originals gerichtet, so ist das Ge- 
mälde unersetzlich. Zuweilen hat ein Ding, das an sich nach dem all- 
gemeinen Urteil ganz gut ersetzt werden kann, für den einzelnen Be- 
sitzer einen reinen Affektionswert, d. h. er kümmert sich nur um das 
ganz individuelle Exemplar und wird ein anderes, auch noch so ähnliches, 
keineswegs als einen Ersatz anerkennen. 
Sehen wir von solchen Verhältnissen ab, so hängt die Ersetzbar- 
keit eines materiellen Gutes nur von der technischen Möglichkeit, ein 
ähnliches Gut herzustellen, ab. Diese Möglichkeit ist in bezug auf den 
Boden und die in der Natur gegebenen Materialien nicht oder jedenfalls 
nur in bedingter Weise vorhanden. Im übrigen sind die meisten mate- 
riellen Güter, wie man sagt, reproduzierbar. Die Tätigkeit, durch 
welche neue Güter zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse herge- 
stellt werden, nennen wir Produktion. 
Die Produktion neuer materieller Güter ist selbstverständlich keine 
Erschaffung aus Nichts, sondern lediglich eine Umgestaltung der in; 
der Natur vorhandenen Materialien. Die Materialien, die von uns nicht 
produziert werden können oder jedenfalls nicht produziert werden, weil 
sie leichter direkt aus der Natur zu haben sind, nennen wir Roh- 
materialien im eigentlichen Sinne. Die Beschaffung der Rohmateria- 
lien aus der Natur setzt meistens eine mehr oder weniger ausgedehnte 
wirtschaftliche Tätigkeit voraus, die natürlich auch zur Produktion 
zu rechnen ist. Die Rohmaterialien. die ohne eine solche Tätigkeit in 
unbegrenzten Mengen gewonnen werden können, stehen der Wirtschaft 
im Überfluß zur Verfügung und gehören somit nicht zu den wirtschaft-
	        
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