Full text: Reichshaushalt und Finanzausgleich

des Reichsfinanzministers v. Schlieben eine Stärkung des 
Vertrauens für die deutsche Wirtschaft und damit 
für die Zukunft des deutschen Volkes. (Sehr gut! bei den Deutsch- 
uatiunalen.) 
Ich bin allerdings der Meinung, daß am Schlusse des Jahres 
1925 der Reichsfinanzminister v. Schlieben sehr wohl seine Politik 
der Vorsicht hätte lockern können, und er hätte nach meiner Ueber- 
zeugung auch nicht nur diesen Weg b-schritten, sondern auch den 
Uebergang zu einer gesunden Anleihepolitik zwecks Entlastung des 
Reichshaushalts gefunden. Das politische Geschick ist ihm nicht so 
hold gewesen, daß er diesen an sich selbstverständlichen Weg be- 
schreiten konnte, und so ist es gekommen, daß sein Nach- 
folger. die Früchte der gefällten Kassey 
ernten und Steuererleichterungen präsentieren 
konnte, die als neue, bis dahin überhaupt unerhörte "Maß- 
nahmen inszeniert wurden. Vom Standpunkt der Darlegungen, 
die wir haben entgegennehmen müssen, darf ich erklären: richtiger 
als der jetzt von mir zu schildernde Weg des Reichsfinanzministers 
Reinhold wäre die Fortsetzung der vorsichtigen Politik gewesen, die 
die Finanzen des Reiches führte unter Wahrung von Reserven für 
die kommenden schlechteren Jahre, die jetzt angebrochen sind. (Sehr 
gut! bei den Deutschnationalen.) Statt dessen wurde diese vor- 
sichtige Politik verlassen und unter d em Stichwort der 
schnellen Ankurbelung der HVirtfschast eine 
Politik der einseitigen Steuersenkungen vor- 
g en o m men. 
Wir haben uns damals in der Tat gegenüber den von Herrn 
Reinhold angekündigten Absichten der Steuersenknng zurückhaltend 
verhalten. Das hat uns eine Reihe von Mißdeutungen, ja Vor- 
ivürfen eingetragen. (Zuruf von den Deutschen Demokraten: Sie 
wollten ja eine Senkung um 2 Milliarden!) ~ Jch erkläre dazu, 
daß wir einer ma ß vollen Senkung durchaus sympathisch 
gegenübersstanden, die einen größtmöglichen Erfolg gewährleistete. 
Ich selbst habe damals den Ausdruck von dem organischen Abban 
der gesamten Steuergesetgebung hier geprägt, und habe darauf 
aufmerksam gemacht, daß die einseitige Absicht der Reduzierung der 
Umsatzsteuer von 1 Prozent auf 0,6 Prozent, wie es ursprünglich 
in der Absicht des Reichsfinanzministers Reinhold lag, eine 
gefährliche Verlagerung des Verhältnisses von 
direkten und indirekten Steuern bedeute, eines Ver- 
hältnisses, das nur mit sehr starker Kraftanspannung allmählich 
im Laufe der Nachrevolutionsjahre erträglich gemacht war. (Sehr 
gui! rechts.) 
_ Ich erkläre auch, daß die Meinungen des Herrn Reinhold, die 
ja von seiner Partei heute noch aufrechterhalten werden, die 
Besserung der Konjunktur, soweit eine solche feststellbar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.